Ort, an dem es Vieles zum ersten Mal gab

„Konditorkunst seit 1803, Tirols älteste Konditorei, Familienbetrieb in 6. Generation, eigenes Hostel, eigene Kaffeerösterei, Kaffeesommelier, über 40 Kaffees, selbstgemachte Schokolade, selbstgemachte Eis, erster Eiserzeuger Innsbrucks, größtes Außenfresko Tirols, Inneneinrichtung von 1930, älteste Kaffeemaschine in Betrieb und erster Gastgarten der Stadt.“ Der Mund steht mir offen, als mir Almut Munding über ihre Konditorei erzählt, bevor ich von der heißen Schokolade trinke.

Damencafé mit Wasserklosett

„Früher waren wir ein Café für ältere Damen, heute finden uns immer mehr Junge cool“, schwärmt Almut, welche die Konditorei mit ihrem Bruder Christoph und ihrer Schwester führt. „Damals hat es sich nicht geschickt, als Frau alleine irgendwo hinzugehen – zu uns durften sie aber.“ Das Munding war daher das Damencafé mit Wasserklosett; ein Refugium für Frauen und Techniktempel.

Toilitte des Muning

Ich weiß nicht, ob es das Wasserklosett von damals ist, aber originell ist es und zeigenswert auch: weiß für Männer und rosa für Frauen.

Kuchenkunst und Qualität

Die Gäste von heute wollen exzellenten Kuchen essen und das an einem Ort, an dem sie gerne sind. „Theatergäste kommen viele zu uns und Touristen finden uns gewaltig“, weiß Almut zu berichten. Spezialtäten sind die Haustorte, das Himbeer-Baiser, die Andreas Hofer Kugeln und die Schindeln des Goldenen Dachls: honiggeröstete Mandeln, Pistazienmarzipan und Mandelnougat in Form einer Dachschindel. „Gäste, die sich etwas aus Innsbruck mitnehmen wollen, kaufen unsere Schindeln sehr gerne – Einheimische verschenken sie.“

Im Innsbrucker Traditionsbetrieb sind Kuchen und Kaffee ein wenig teurer; schließlich ist alles mit großer Sorgfalt und viel Liebe gemacht: Die Zutaten sind von höchster Qualität und die Kuchen sind wahr detailreiche Kunstwerke. „Wir verwenden keine Fertigmischungen, alles wird handgemacht, das Eis ist aus frischen Früchten und Eiern, im Kuchen ist Butter und kein billiges Pflanzenfett. Mein Bruder kennt da nix! Er röstet und hackt seine Haselnüsse sogar selbst.“

Spezialitäten des Munding

Die Spezialitäten des Munding sind unter anderem die Schindeln des Goldenen Dachls, die Andreas Hofer Kugeln oder die heiße Schokolade.

Architekturschatz und Museum

Die Einrichtung stammt aus den 30ern des Innsbrucker Architekten Franz Baumann: In Holz eingefasste Marmortische, samtbezogene Stühle, Thonet-Möbel, der Luster erinnert an Art Deco. Überall skurrile Details: Eine Kaffeemaschine von 1961, von der das Chrome abblättert, ein Zündholzautomat mit Einwurfschlitz für Schilling, eine uralte Handkasse, ein Keller mit Kellergeistern, das sind Lampen aus Kreaturen – halb Tier, halb Mensch. Das Haus selbst ist von der Baumeisterfamilie Gumpp im Barockstil erbaut worden; ein riesengroßes Fresco ziert die Außenwand.

Museum Munding

Das Munding ist ein Museum: die Kaffeemaschine, die älteste, die in Betrieb ist, der Kuchen kommt durch einen Lift, die Stiegen sind einen Aufgang wert und die Kellergeister halb Mensch, halb Tier.

Originelles im Munding

Das Haus ziert das größte Außenfresco Tirols, der Zündholzautomat ist aus Zeiten des Schilling, die Kaffeedosierer stehen mitten im Cafe.

Innsbrucker Identität

Skurril oder schrullig ist Almut auch irgendwie – ein richtiges Unikum, eine lustige und lebensfrohe Dame. Sie hat Sinn für das Alte mit Stil. Ich unterhalte mich sehr gerne mit ihr. OK, sie hat mich auch gut gemeint mit Kuchen bestochen. Wenn Liebe durch den Magen geht… Immer wieder springt sie auf und bedient einen Gast. „Mit unseren Kuchen vermitteln wir Freude: Einen richtig guten Kuchen zu verkaufen, macht mich selbst glücklich“, strahlt Almut.

Ihr Bruder Christoph hat ein besonderes Gespür für guten Kuchen und ist ehrgeizig: „Im Urlaub geht er zu berühmten Konditoren aller Welt arbeiten; in Paris, New York und Venedig. Seine Abendlektüre sind Kochbücher und Kuchenrezepte.“ Almuts Mutter ist auch da, eine betagte freundliche Dame, sie scheint über alles zu wachen. Die Schwester führt das Hostel mit Namen „Nepomuk´s“: Nepomuk Munding ist der Gründer von 1803, auch die Schokolade heißt so.

Die Vier sind wahre Innsbrucker Identitäten: Sie arbeiten nicht, sie haben ein Hobby und sind Philosophen des Verwöhnens. Ihre vorzüglichen Kuchen erfreuen jeden Gaumen wie Mozarts kleine Nachtmusik das Ohr. Das Café selbst ist aus einer Zeit, in der unsere Ur-Ur-Ur-Großeltern noch lebten; vieles ist erhalten geblieben.

Morgens im Munding

Am schönsten ist es dort ganz in der Früh: Innsbruck ist noch ein wenig verschlafen, am Mundingplatz in der Altstadt duftet es aus der Backstube des ersten Stocks, Frühaufsteher genießen ihren Kaffee, es wird geratscht (= schwätzen, klatschen). In der Vitrine warten Kuchen-Kunstwerke, auch Frühstück gibt es.

  • Geben Sie die Schokokugel in das Glas heiße Milch.
  • Umrühren.
  • Schlürfen Sie von der heißen Schokolade.
  • Der Tag ist Ihr Freund!

Meine Kuchenliebe: Café Konditorei Munding

Almut Munding

Almut ist eine Innsbrucker Identität, ein Original mit viel Lebensfreude. Durch die Backstube hat sie mich geführt.

 

Die älteste Konditorei Café Munding
Kiebachgasse 16 / Mundingplatz
A-6020 Innsbruck
T. +43.512.584118
mail@munding.at
www.munding.at
Öffnungszeiten: ?täglich von 8.00 – 20.00 Uhr

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