Auf der „Hohen Birga“ kann man sich ein Bild davon machen, wie die Menschen in Tirol vor 2.000 Jahren gelebt haben. Neue Audioguides liefern jetzt auch den richtigen Ton.
Die Ausgrabungen und das Rätermuseum im gemütlichen Dörfchen Birgitz bereiten ein hochinteressantes Stück Tiroler Geschichte auf. Das aber ganz und gar nicht trocken ist, wie man vielleicht vermuten könnte. Auch ich bin überrascht, wie lebendig die einstige Kultur der Räter hier dargestellt ist.
ZEITREISE
Museumsleiterin Annegret nimmt mich beim Rätermuseum im Dorfzentrum in Empfang. „Auf einen Besuch hier sollte man keinesfalls verzichten“, sagt die promovierte Ethnologin. Sie weiß, dass viele nur die Ausgrabungen auf dem nahen Hügel in Augenschein nehmen.
SUPERFUNDE
Dabei sind es eigentlich erst die im Museum ausgestellten Stücke, die das Bild abrunden, das wir später vor Ort bekommen werden. Größere und teils auch winzig kleine Exponate reihen sich in Vitrinen fein sortiert aneinander. Werkzeuge, Schmuck, Gefäße aller Art und anderes mehr sind zu sehen.
HOCHKULTUR
Beeindruckend, was in der Eisenzeit schon alles angefertigt wurde! Wie geschickt und clever die Menschen damals schon waren. Sie haben sogar Glas hergestellt! „Die Räter waren ja auch am Rande einer Hochzivilisation mit Sprache und Schrift“, erklärt Annegret.
IDEAL AUCH FÜR KINDER
Damit es für Kinder und Erwachsene nicht langweilig wird, kann man im Museum zudem einen Film ansehen. Sogar ein Mühlstein aus der damaligen Zeit lädt dazu ein, Hand anzulegen und es kann auf 2.000 Jahre alte Weise gerechnet werden.
Einen kurzen Fußmarsch entfernt stehen wir dann vor dem Hügel, der das Herz von Archäologen höher schlagen lässt. Auf der Hohen Birga sind inzwischen zahlreiche Gebäude freigelegt. Einige wurden mittlerweile sogar teilweise rekonstruiert. Perfekt also, um in den Alltag der Menschen der Eisenzeit einzutauchen.
Wie haben sie gelebt? Wo haben sie gelebt? Was wissen wir über die damalige Landwirtschaft und Viehzucht sowie den Handel? Auf solche Fragen gibt es Antworten über einen neuen, kostenlosen Audioguide.
AUDIOGUIDE LIEFERT ANTWORTEN
Die Ausgrabungsstätte selbst ist ebenfalls frei zugänglich. Daher entschied sich der engagierte Verein „Archäotop Hohe Birga“ für diese moderne Variante der Wissensvermittlung.
Über einen einfachen Pfad geht es in den Wald hinein. Gleich zu Beginn unseres Rundgangs stoßen wir auf eine Gruppe vom Institut für Archäologien an der Uni Innsbruck.
Forschungen, Grabungen, Rekonstruktion
Ausgrabungsleiter Florian Müller ist wie jeden Sommer mit Studenten vor Ort, um die Grabungen fortzuführen. „Eisenzeitliche Siedlungen in der Größe sind in Tirol selten“, unterstreicht er die Bedeutung der Hohen Birga. Dass er auch nach vielen Jahren noch begeistert am Werk ist, ist ihm anzumerken.
Die freigelegten Mauern der Häuser sind klar zu erkennen. Freilich musste dafür erst so manche Tonne Erdreich weichen. Im Laufe der Zeit war das Areal nahe Innsbruck natürlich wild zugewuchert.
Jahrzehntelange Arbeit
Seit der Wiederentdeckung der Rätersiedlung in den 1930ern hat sich aber allerhand getan. Was bisher zum Vorschein kam, lässt mich staunen. Mehrere Gebäude geben Einblick in längst vergangene Tage. Der Audioguide vermittelt die dazugehörigen Infos. Und zwar in Dialogform, sodass das Ganze pfiffiger daherkommt.
Tolle Kooperation
Als wir unseren Spaziergang fortsetzen, berichtet mir Annegret noch, dass neben dem lokalen Verein „Archäotop Hohe Birga“ sowohl die Gemeinde Birgitz als auch Feuerwehr und etliche Freiwillige mithelfen, den „Betrieb“ am Laufen zu halten. Da spielt also auch eine ordentliche Portion Herzblut mit.
Mir gefällt’s! Wenn auch du einen schönen Ausflug mit spannender Tiroler Geschichte verbinden willst, kann ich dir einen Besuch auf der „Hohen Birga“ in Birgitz wärmstens empfehlen. Für die Aktiveren unter euch noch ein Tipp am Rande: Von Völs aus kann man wunderschön zum Schauplatz des Geschehens wandern.
Einen Blogbeitrag zum Thema Räter in Tirol hat auch mein lieber Kollege Werner Kräutler verfasst.
Text und Fotos: Tamara Kainz
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Gerne draußen, "dahoam" am liebsten oben auf den Bergen. Vielseitig interessierter Schreiberling mit einem Faible für besondere Menschen und deren Geschichten, Sport und Natur.
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