Beim Törggelen auf der Rosskogelhütte macht man alles richtig. Man verdient sich das fünfgängige Menü durch den Aufstieg, wird noch vor dem ersten Glas Wein mit einem grandiosen Panoramablick ins Inntal belohnt und hat am Ende des Abends auch noch einen Verdauungsspazierung vor sich unter dem funkelenden Sternenhimmel. Nur den Anlass für diesen Ausflug, den müssen wir uns aus Südtirol ausborgen.
Was ist Törggelen?
Als Törggelen (kommt aus dem Lateinischen: „torculus“ für Weinpresse) bezeichnet man den Südtiroler Brauch, im Herbst nach der Weinlese in geselliger Runde ein ausuferndes Mahl mit der Familie oder Freunden einzunehmen. Dabei kommt alles auf den Tisch, was dem Südtiroler heilig ist und was es gerade saisonal so gibt. Der frische Wein „Nuie“, im besten Fall aus dem eigenen Weinanbau und die „Keschtn“(„Kastanien“ – für essbare Maroni) gelten als unverzichtbar. Ein Brauch an dem mit der Zeit auch viele Touristen Gefallen gefunden haben. Und der sich über die Grenzen des Eisacktals in ganz Tirol, also auch bei uns in Nordtirol, verbreitet hat.
Hier spielt der Wein eine Nebenrolle. Zugegeben, uns geht’s ums Essen. Und da bietet jede Gaststätte ein anderes Menü an. Meistens sind es zwei Menüs, aus denen man vorab wählt, denn das Essen wird eigens für die Gruppe vorbereitet.
Auf der Rosskogelhütte im Westen Innsbrucks gibt es seit Mai 2017 neue Pächter. Grund genug für einen Törggelenausflug und eine Verkostung des neuen Menüs! Mit dabei ist nicht nur meine Kamera sondern eine gesellige Runde guter Freunde. Gutes Essen genießt man eben am besten in guter Gesellschaft.
Von Stiglreith auf die Rosskogelhütte
Wir treffen uns am späten Nachmittag um 17 Uhr am Parkplatz Stiglreith. Bis hierher führt eine kurvige Bergstraße – von Innsbruck sind es in etwa 20 bis 30 Minuten. Der Parkplatz am Waldrand, der untertags 6 € für das Tagesticket kostet, ist ab 17 Uhr immerhin gratis.
Eineinhalb Stunden in etwa geht man vom Parkplatz zur Hütte, hat mir die Hüttenwirtin vorab beim Reservieren am Telefon gesagt. Und ausgerechnet jetzt fängt es bei der Dämmerung an zu regnen. Wäre ich alleine hier, würde ich vermutlich wieder umkehren. Stünden da nicht zwölf andere motivierte Menschen um mich herum. Wir verteilen ein wenig Ausrüstung, Mützen und Müllsäcke als Regenschutz für den Notfall und machen uns so auf den Weg.
Der Weg über die Rodelstrecke ist zuerst asphaltiert, später geht er in eine Forststraße über. Der Regen hört ein wenig auf und fängt wieder an. Zwischendurch gibt er den Blick frei auf die Wälder und Berge, die jetzt im Herbst bunt leuchten.
Im Winter stapft man diesen Weg mit seiner Rodel durch den Wald. Oder mit den Tourenskiern, denn neben dem Weg liegt die Piste im Skigebiet Rangger Köpfl, die diesen Winter eine neue Seilbahn bekommt. Damit wird der Aufstieg zur Rosskogelhütte noch um einiges verkürzt werden (und dauert dann maximal 30 Minuten).
Von der wilden Skitradition hier am Rangger Köpfl zeugt auch das Schild vom Much, das an einem Baum angebracht ist und an einen verunglückten Skifahrer erinnert.
Der Much mit seine longin Flossn
is pfeilskrod übern Solstiech gschoss’n.
Dia Wildsau, dia wohl anieader gekennt,
hot sich an den Bam in Grind derrent.
Röcht ist’n gschöchn, den Ruach, den groassen,
zerst hat’r no a fünfa söxa niederstoassen.
Much – Tafel am Rangger Köpfl
Das Törggelen Menü
Die Bewegung an der frischen Luft sorgt für gute Laune – und für einen knurrenden Magen. Viel schneller als gedacht, nach 45 Minuten erreichen wir die gemütliche Hütte. Von der Terrasse hat man einen guten Blick auf Innsbruck und vor allem auf den Flughafen, dessen Landebahn gut beleuchtet wird. Wer ein frisches Shirt zum Wechseln dabei hat, zieht sich rasch um und dann kann das Festmahl beginnen.
Ankunft auf der Rosskogelhütte auf 1.777 Metern Seehöhe.
Rein in die warme Stube!
Die Terrasse liegt perfekt für eine gute Aussicht.
Fünf Gänge sind es, die portionsweise serviert werden. Die Menüs unterscheiden sich bis auf die Kastanien in allen Gängen. Menü 1 beginnt mit einer Kaspressknödelsuppe, Osttiroler Schlipfkrapfen, Ripperln mit Knoblauchbrot und Krautsalat, Kiachl mit Granten (Preiselbeeren) und Kastanien. Beim anderen Menü besteht der Hauptgang aus Lamm.
Ein Blick aufs Menü
Käseknödel gebraten, in der Suppe.
Hausgemachte Osttiroler Schlipfkrapfen nach einem alten Familienrezept mit Minze und Kartoffel.
Vom Menü 2: geschmorrte Lammhaxe mit Erdäpfelpaunzn und gedünstetem Weißkraut.
Der Fleischgang kommt auf Holzbrettern: Ripperl mit Knoblauchbrot und Krautsalat.
Zum Wohl! Mit einem Glaserl Zirpenschnaps geht es weiter in die nächste Runde.
Granten Tiramisu (Preiselbeeren)
Kiachln mit Grantn (Preiselbeeren)
Gut gesättigt, aber nicht komplett überessen (was beim Törggelen immer gefährlich ist), geht es im Dunklen den Berg hinunter. Die Nacht ist so hell, dass wir auf der Forststraße auch ohne unsere mitgebrachten Stirnlampen ausreichend sehen. Während einige noch den Flughafen anvisieren um die Landung eines Flugzeugs zu beobachten, macht sich der Rest bereits auf den Weg. Der Regen hat sich für den Moment wieder verzogen und bei einem sind sich alle einig: es sind genau solche spontanen Ausflüge mit gutem Essen und in der Natur, die man viel öfters machen sollte!
Innsbruck Airport by night.
Danke, köstlich war’s!
Mein Tipp:
Der Zirbenschnaps auf der Rosskogelhütte schmeckt vorzüglich, nicht zu süß und nicht zu harzig, sondern genau richtig. Wer ihn produziert? Natürlich die Südtiroler. Den Schnaps beziehen die Hüttenwirte von Freunden aus dem Ultental.
Wanderung: Stiglreith – Rosskogelhütte
Wie man sieht, variieren die Wegzeiten, 1,5 Stunden lautet die offizielle Angabe. Auf Wunsch gibt es aber auch einen Shuttledienst, den man am Vortag bestellen sollte.
Im Winter kann man von der Bergstation der neuen Bahn hinüberwandern. Das dauert circa 30 Minuten.
Öffnungszeiten und Kontakt
Von Mai bis Oktober täglich von 08:00 – 22:00 Uhr geöffnet.
Die Sommersaison endet am 2. November 2017. Die Wintersaison startet am 5. Dezember 2017.
Rosskogelhütte
Rangger Köpfl 1
6173 Oberperfuss
+43 5232 81 419
+43 664 / 45 21 315
info@rosskogelhuette.at
www.rosskogelhuette.tirol
Hier geht’s zur Beschreibung der Wanderung mit Höhenprofil und Karte.
Alle Fotos: © Lea Hajner