Die Dauerausstellung Maximilian1 in der kaiserlichen Hofburg in Innsbruck präsentiert Kaiser Maximilian I. in all seiner Vielfalt. Seit dem Jubiläumsjahr 2019 werden in der Ausstellung jährlich neue Schwerpunkte gesetzt. Aktuell (von 29. Mai bis 10. Oktober 2021) kann man besonders den Turnierkämpfer Maximilian kennenlernen und sein Jagdschloss Fragenstein bei Zirl entdecken.

DER LETZTE RITTER

Maximilian I. (1459–1519) war einer der bedeutendsten Kaiser aus dem Hause Habsburg. Er führte das Reich in die Neuzeit und vergrößerte es zudem entscheidend. Die Hofburg in Innsbruck war eine seiner prächtigsten und liebsten Residenzen. Darüber hinaus setzte er sich mit dem Goldenen Dachl, dem Zeughaus und dem Kaisergrabdenkmal in der Hofkirche bleibende Denkmäler in der Stadt.
Er stand als schillernde Figur am Ende des Mittelalters und an der Wende zur Neuzeit. Der Aufbruch in die neue Epoche war geprägt von seinem Weitblick, seiner Politik, seinem Kunstsinn und Ehrgeiz.
Heldengeschichten und ritterliche Tugenden faszinierten Maximilian bereits während seiner Jugend. Seine Leidenschaft für Turniere und fürs Jagen wurde früh geweckt. Der Beiname „der letzte Ritter“ kam nicht von ungefähr: Maximilian war ein guter und fitter Turnierkämpfer! Er verhalf den Turnieren zu neuer Blüte, dazu inspirierte ihn seine Zeit in Burgund. Mit großem Eifer erfand er sogar neue Turnierarten und Spielregeln.

TURNIERE

RENNEN UND STECHEN

Es gab verschiedene Arten von Turnieren. Das „Rennen“ war wohl der gefährlichste Zweikampf am Pferd, da spitze Lanzen zum Einsatz kamen. Der Name des früheren Rennplatzes und heutigen Rennweges in Innsbruck geht darauf zurück. Das Ziel der Turnierkämpfer war es, den Gegner aus dem Sattel zu werfen. Die Spezialausrüstung in Form eines Halbharnisches entwickelte sich unter Maximilian.
Das „Gestech“ war die nobelste Art der Turniere zu Pferd und äußerst beliebt. Hier versuchte man ebenso, mit einer circa 3,5 Meter langen, stumpfen Lanze den Gegner aus dem Sattel zu stechen. Das Stechzeug mit Helm wog bis zu 45 kg und war damit doppelt so schwer wie ein Feldharnisch.
Auch weitere Turnierformen fanden statt, zum Beispiel Fußkämpfe.
In der Ausstellung werden ein Renn- und ein Stechzeug aus der Zeit Maximilians präsentiert. Diese sind in Form von hochwertigen Reproduktionen zu sehen.

FESTLICHES DRUMHERUM

Turniere waren unter Kaiser Maximilian I. meist nur ein Teil von höfischen Festen. Die Gäste wurden auch zu Jagd, Festessen und Mummereien (Maskeraden) mit Tanz geladen. Die Maskenfeste waren dabei eine willkommene Abwechslung zu den sportlichen Wettkämpfen. Maximilian nahm selbst verkleidet daran teil, meist als Fackelträger oder Zeremonienmeister. Für die Kostüme wurden edle Stoffe und Pelze verwendet. Der Kaiser nutzte diese Veranstaltungen überdies auch für die Präsentation seiner politischen Pläne.
In der Ausstellung sind historische Darstellungen solcher Mummereien zu sehen und durch Animation werden sie zum Leben erweckt. Einzelne Blätter dieser Szenen konnten übrigens dem Innsbrucker Hof zugeordnet werden.

TURNIERBÜCHER

Kaiser Maximilian I. wurde als eifriger Turnierkämpfer häufig in verschiedenen Büchern dargestellt. Neben den Kämpfen zeigten die Künstler auch das aufwendige höfische Zeremoniell. Maximilian scheute weder für die prunkvollen Feste noch für die wirksame Selbstdarstellung in diesen Werken keine Kosten.
Das berühmteste Turnierbuch war der „Freydal“. Ein besonderes Highlight der Ausstellung sind Vorzeichnungen zum Freydal aus der Rosenwald Collection der National Gallery of Art in Washington D. C.. Die Entwürfe sind mit aufgeklebten Handkorrekturen versehen, die möglicherweise von Maximilian persönlich stammen. Diese Skizzen waren in Europa bisher kaum zu sehen.
Verschiedene weitere Darstellungen aus Turnierbüchern kann man sich in der Ausstellung in digitaler Form ansehen.

HELMSCHAU

Ein wichtiger Teil der Turnierausrüstung war der Helm – meist mit kleinen Sehschlitzen. Die auffälligen Helmzierden wurden vor den Kämpfen in so genannten „Helmschauen“ gezeigt. Dabei sollte die Turnierfähigkeit nachgewiesen werden. In der Ausstellung kann man nicht nur einen Blick durch so einen Helm werfen, sondern auch zahlreiche fantasie- und kunstvolle Helmzierden sehen.

ZEITREISE VON RENNPLATZ ZU RENNWEG

Die Ausstellung ermöglicht außerdem eine spannende Zeitreise: In einer Animation erlebt man Filmszenen des heutigen Rennweges und Darstellungen der Turniere vor 500 Jahren am selben Ort hautnah.

FRAGENSTEIN

Das Schloss Fragenstein über Zirl wurde bereits um 1200 auf einem Felssporn errichtet. Im 15. Jahrhundert kam es schließlich in den Besitz der Habsburger. Kaiser Maximilian I. nutzte es vor allem als Jagdschloss. Doch nach dem Tod seiner zweiten Frau Bianca Maria Sforza wurde das Schloss zum Aufenthaltsort seiner Geliebten Anna von Helfenstein, mit der Maximilian acht außereheliche Kinder hatte. Der Kaiser ließ Fragenstein als Rückzugsort wohnlich ausstatten, es gab zudem große Obst- und Weingärten.
Die Schlösser Fragenstein und Martinsbühel waren wichtige Kulisse für Schauklettereien und Gämsenjagden in der Martinswand. Die Zuschauer konnten von dort aus die wagemutigen Jäger beobachten.
Im Spanischen Erbfolgekrieg wurde Schloss Fragenstein gesprengt, sodass als Überreste heute nur noch zwei Türme stehen.

Für die Ausstellung wurde in Kooperation mit der Marktgemeinde Zirl ein virtuelles 3D-Modell der Schlossanlage zur Zeit Maximilians angefertigt. Die wissenschaftlichen Grundlagen dafür basieren auf unterschiedlichen historischen Quellen sowie bauhistorischen und topografischen Forschungen. 

SAGE IN DER MARTINSWAND

Die berühmte Sage von Maximilians Abenteuer in der Martinswand, darf im Zusammenhang mit Schloss Fragenstein natürlich nicht fehlen. Der Legende nach wurde der Kaiser von einem „Engel“ oder einem Burschen aus seiner misslichen Lage errettet. Mehrere Malereien dazu sind zu sehen.

WEITERE HIGHLIGHTS DER AUSSTELLUNG

Neben dem großen Turnierschwerpunkt sind auch viele weitere Aspekte aus Maximilians Leben als Teil der Dauerausstellung zu entdecken: Die Besucherinnen und Besucher lernen seine Familie kennen und sehen beispielsweise den nachgebildeten Brautschmuck der Bianca Maria Sforza. Maximilians Wirtschaftspolitik wird ebenfalls anschaulich präsentiert. In einem Film kann man sich Interviews mit den historischen Persönlichkeiten eines Diplomaten, Bankiers und Dichters ansehen. Auf unterhaltsame Art und Weise erzählen sie, was sie über den Kaiser denken. Abschließend geht es um Maximilians „Memoria“, sowohl die begehbare Ehrenpforte als auch die moderne Inszenierung der Reliefs und Bronzefiguren des Kaisergrabdenkmals sind sehr beeindruckend.

APP

Für zusätzliche Hintergrundinformationen und Augmented-Reality-Effekte sorgt die Maximilian1-App. So werden die Besucherinnen und Besucher auf moderne Art durch die Ausstellung begleitet.

FÜHRUNGEN

Es finden auch tägliche Überblicksführungen (15:30 Uhr) und Kuratorenführungen an den Sonntagen im Juli und September 2021 um 10:30 Uhr statt.

DIE KAISERLICHE HOFBURG IN INNSBRUCK

Die Innsbrucker Hofburg präsentiert sich heute als Barockschloss. Diese aktuelle Gestaltung geht auf Maria Theresia im 18. Jahrhundert zurück. All den barocken Prunk sieht man in den Ausstellungsräumen im 2. Stock, mit dem Riesensaal sogar einen der schönsten Barocksäle der Alpen. Neben Maria Theresias Familie und Kaiser Maximilian I. spielen hier auch Andreas Hofer sowie die berühmte Kaiserin Sisi eine Rolle. Auf jeden Fall: sehenswert!

INFORMATIONEN

Ausstellung „Maximilian1 – Der Kaiser und seine Turniere“, www.maximilian1.at
Kuratorin: Dr. Monika Frenzel
Ausstellungsarchitekt: Gerhard Veigel
Artdirektor: Manfred Corrine
Projektleitung: Burghauptmannschaft Österreich, HR Mag. Markus Wimmer und Christian Gepp, BA, MA
Kaiserliche Hofburg, Rennweg 1, 6020 Innsbruck, Tel.: +43 1 53649 814111, www.hofburg-innsbruck.at

Herzlichen Dank an die Kuratorin und an die Projektleitung der Burghauptmannschaft Österreich für die gute Zusammenarbeit.
Titelbild ganz oben: Rüstungen (Foto: © BHÖ/Dolenc)

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Abschließend darf ich noch diverse Blogartikel empfehlen. Vielen Dank an dieser Stelle an meine Kollegen.

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