09. Oktober 2021
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Das Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck verfügt über mehr als 100.000 digitalisierte Fotografien in seiner Sammlung. Im März 2020 startete das Archiv/Museum einen Blog namens "Innsbruck erinnert sich (Innsbruck erinnert sich)", wo regelmäßig Artikel mit historischen Bildern veröffentlicht werden. Der Blog regt auch die Besucherinnen und Besucher zum Mitmachen an, und so werden immer mehr interessante Fakten über diese Plattform geteilt und bewahrt.

In Zeiten der Pandemie können wir uns glücklich schätzen, dass wir Online-Ressourcen wie diese haben, die unseren Geist bereichern und unsere Fantasie erweitern. Der Kurator des Stadtarchivs, Niko Hofinger, wies darauf hin, dass die Artikel über historische Gasthöfe/Kneipen besonders beliebt sind, wahrscheinlich weil wir unsere unbeschwerten Kneipenbesuche schmerzlich vermissen. Da in diesem Jahr wieder physische Ausstellungen stattfinden, beschlossen die Kuratoren, eine Ausstellung zu diesem Thema zu veranstalten und ihr durch räumliche Gestaltung eine weitere Dimension hinzuzufügen.

SZENEN VERGANGENER TAGE

Die Ausstellung gliederte sich in zwei Bereiche: Der erste konzentrierte sich auf die Erfahrungen der Gästein den Gasthöfen, sowohl drinnen als auch draußen. Der zweite Bereich befasste sich mit den Hintergründen des Geschäfts, der Werbung und der Präsenz der Gasthöfe und ihrer Kunden in der Stadt.

Am Eingang der Ausstellung wurden ein Schrank und ein Hut an die Wand gehängt, um uns daran zu erinnern, dass wir nun ein anderes Lokal betreten.

Der erste Raum erinnert mit seinen Holzelementen an eine "Stube" mit einer Besonderheit. Eine "Stube" bedeutet wörtlich "Zimmer", bezeichnet aber wohl eher ein beheiztes Wohnzimmer oder eine gesellige Stube, in der man speist, trinkt und sich amüsiert. Diese Stuben sind in Tirol noch weit verbreitet. Da die Ausstellung nur die Gasthäuser zeigte, die nicht mehr in Betrieb sind, hat ihr Gestalter Christian Höller die Wandpaneele und Möbel schräg gestellt, um eine gewisse Distanz zu den uns vertrauten Stuben zu schaffen.

TREFFEN, BEGRÜSSUNG UND GETRÄNK

Es gab einen Tisch mit eingepassten Bänken, der dem Stil der traditionellen Tiroler Speisesäle nachempfunden war. Anhand der in dieser Ecke ausgestellten Gegenstände kann man sich den Klang des Kartenspiels, der Gespräche, des Bestecks und der Instrumente sowie den Geruch von Alkohol, Essen, Tabak und den sich mischenden Menschen vorstellen.

Der angrenzende Raum hingegen vermittelte den Eindruck eines begrünten Gastgartens, in dem sich die Haussperlinge aufhielten.
Wenn diese Gärten doch nur erhalten geblieben wären!

Obwohl viele historische Gasthäuser in der Stadt Innsbruck wirklich keine Spuren hinterlassen haben, steht das prachtvolle Gebäude des Breinössl in der Maria-Theresien-Straße noch immer.

Neben den Gasthöfen in der Innenstadt gab es auch Gasthöfe in den Vororten, die sich an Tagesausflügler richteten. Einige von ihnen sind immer noch in Betrieb (das Gasthaus auf dem Bild unten allerdings nicht)!

UNTERHALTUNG

Diese altmodischen Gasthäuser waren mehr als die Kneipen, die wir heute kennen, denn sie hatten richtige Bühnen für Aufführungen. Die Darbietungen reichten von Puppentheater, Wrestling, Sinfoniekonzerten bis hin zu Volksliedern und Tänzen. Einige alte Fotos von den Darstellern und ihren Kulissen erinnerten mich an die Tiroler Abend show, die ich letztes Jahr in Innsbruck gesehen habe - tatsächlich trat der Vater des Gründers im späten 19. Jahrhundert ebenfalls im Breinössl in der Maria-Theresien-Straße auf.

EIN STÜCK DER GESELLSCHAFT

Privater Raum für geselliges Beisammensein oder Unterhaltung war früher rar, und die Gasthöfe spielten die Rolle von gemeinsamen Wohnzimmern, in denen Menschen aus allen Gesellschaftsschichten untergebracht waren. Verschiedene Vereine und Verbände nutzten die Gasthöfe für ihre Aktivitäten, die von Trinkspielen bis zu politischen Kampagnen reichten. Es überrascht nicht, dass es zu Reibereien zwischen den verschiedenen Gruppen kam, und im Nachhinein betrachtet waren einige Konflikte nur die Funken vor dem Flächenbrand - oder die Spitze eines Eisbergs.

DAS ZUSAMMENTREFFEN VON NATIONALEN IDENTITÄTEN UND IDEOLOGIEN

Innsbruck liegt an der Nahtstelle zwischen Deutschland und Italien, und diese Überschneidung der Kulturen spiegelte sich in einigen dieser Kneipenkonflikte wider. So kam es 1904 zu einer Schlägerei, als eine Gruppe italienischsprachiger Tiroler Studenten im Gasthaus Weißes Kreuz in der Nähe des Goldenen Dachls feierte. (Ein Teil des heutigen Italiens gehörte bis 1918 zu Österreich-Ungarn.) Die Studenten feierten die weitere Einbeziehung italienischer Aspekte in die Universität, aber den Verfechtern der deutschen Abstammung Österreichs gefiel das Ganze nicht. Hitzige Wortgefechte führten schließlich zu einem Todesopfer, und das Handgemenge erregte international große Aufmerksamkeit in den Medien. Die Ressentiments richteten sich später auch gegen die italienischen Geschäfte in Innsbruck.

Laut einer Volkszählung von 1910 in Tirol (einschließlich Südtirol, heute italienisch) gaben 57,3 % der Bevölkerung Deutsch als Hauptsprache an, während 42,1 % hauptsächlich Italienisch sprachen. Damals war die Dynamik noch ganz anders.

In einem anderen Fall ging es den Provokateuren vor allem darum, Aufmerksamkeit zu erregen. Im Jahr 1932 - ein Jahr bevor Hitler deutscher Bundeskanzler wurde - drangen die zunehmend radikalen Nationalsozialisten in die sozialdemokratische Hochburg ein und suchten Streit, um ihren Status zu erhöhen und zu den deutschen Gleichgesinnten aufzuschließen. Mehrere hundert Männer kämpften im Gasthaus Goldener Bär in Hötting und ein Nazi-Mitglied kam dabei ums Leben. Sogar ein angriffslustiger Hund soll durch einen Polizeispitzel getötet worden sein (zu sehen in dieser Ausstellung).

GEGENSTÄNDE AUS DEM BETRIEB

Zu sehen waren auch die Bierflaschen und -gläser der örtlichen Brauereien und Gasthöfe. Das Tafelsilber und die Keramikgeschirre trugen das Innsbrucker Wappen, da sie aus den von der Stadt geführten Betrieben stammten.

DieGästebücher waren eine Art ständiges Gemeinschaftswerk der Gäste. Im Gästebuch des Gasthofs Fechtl fanden sich interessante Zeichnungen, während das Gästebuch des Hungerburgseehofs Jahre später Seite für Seite mit antisemitischen Äußerungen vandalisiert wurde.

Ich interessierte mich besonders für die breite Palette an Schriftarten, die auf den Plakaten, Postkarten, Speisekarten und Regierungsdokumenten verwendet wurden. Die in der Vitrine ausgestellten Speisekarten wurden vom Stadtarchiv gesammelt, als der österreichische Schilling durch den Euro ersetzt werden sollte, und bilden zusammen eine Momentaufnahme der kulinarischen Landschaft jener Zeit.

Eine Gattung der Postkarten pries sogar das Wunder des Rausches.
Ist Ihnen die Maria-Theresien-Straße auch so in Erinnerung geblieben?

Nachdem ich die Ausstellung gesehen hatte, wollte ich eigentlich mehr wissen - vor allem über die weiblichen Kunden, Gastwirte und das Personal im frühen 20. Ich denke, das Leben der Frauen in dieser Zeit verdient eine eigene Ausstellung!

Ausstellung:
Wirtshausgeschichte: Nüchterne Fakten aus ehemaligen Innsbrucker Lokalen

vom 15. Juli 2021 bis 25. Februar 2022, Montag bis Freitag 09.00~17.00
im Stadtarchiv / Stadtmuseum Innsbruck

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