Je kürzer die Tage, desto mehr Sonnenstunden in Innsbruck? Eine gefühlte relative Wahrheit? Ich bin der Frage auf den Grund gegangen und habe mich an den Innsbrucker “Wetterwirt” gewandt. Christian Zenkl betreibt seit 2010 das Wettercafe an der Triumphpforte und ist Meteorologe. Nun hat er es aber lieber gesellig, als in der Wetteranstalt oder im Homeoffice vor den Monitoren zu sitzen. 

DAS WETTERCAFE: DER PERFEKTE ORT FÜR WETTERGESPRÄCHE

Morgens auf einen Kaffee oder abends auf ein Bier. Das Wettercafe liegt so zentral, dass es eigentlich bei jedem Altstadtbesuch nur ein Katzensprung entfernt ist. Neben den Bildern an der Wand, fällt einem sofort der große Bildschirm mit der aktuellen Wetterlage auf. Hier kann man die Bewegungen der letzten Stunde über Europa verfolgen, sieht Wolken und Gewitterfronten, wenn sie näher rücken.

GESUCHT: DER BESTE WETTERBERICHT FÜR INNSBRUCK UMGEBUNG

Christian bietet neben Gastronomie auch Wetterberatungen an. “Wo sollte man sich denn am besten informieren, wenn man im Raum Innsbruck eine mehrtägige Bergtour plant?”, will ich von ihm wissen. Mein iPhone-Wetter ist jedenfalls selten richtig und auch andere Wetter-Apps treffen es nicht allzu oft. Die Lage in den Bergen ist eben speziell.

Bei besonderen (Wetter-) Ereignissen schreibt Christian gerne einen eigenen “Wetterletter”, teils auch auf seiner Facebook Seite. Da kann man oft sehr nützliche Wetterinfos rausziehen und dazulernen. Bei ihm kann man auch spezielle Wetterberatungen buchen, sollten die geplanten Touren es erfordern.

Seine sonstigen Tipps lauten: Wetterbericht der ZAMG Tirol, denn wichtig ist vor allem ein regionaler Wetterbericht. Wer es ganz genau wissen möchte, ruft an. Wettervorhersagen für Tirol erhält man unter der kostenpflichtigen ZAMG Telefonnummer 0900 566 566 6 um 3,64 Euro/min. Das ist zwar nicht günstig, aber gerade bei heiklen Wetterlagen oder alpinen Unternehmungen oft eine gute Investition.

Auch der Alpenverein hat ein eigenes “Alpenvereinswetter“, in Zusammenarbeit mit der ZAMG. Per Telefon lässt es sich unter folgenden Nummern kostenpflichtig (€ 0,68/Minute) abhören:

  • Gesamtes Alpenwetter: 0900/911566-80
  • Regionales Alpenwetter: 0900/911566-81

INNSBRUCK: SONNIGER ALS ANDERSWO

Doch zurück zu meiner eigentlichen Frage: den Sonnenstunden in Innsbruck. Christian hat dafür einige Daten herausgesucht und eine Grafik erstellt. Denn bei Daten aus dem Internet muss man immer vorsichtig sein, schmunzelt er.

“Im Jahresmittel scheint in Innsbruck die Sonne ähnlich häufig wie in anderen begünstigten Landeshauptstädten. Mit dem wohl für die meisten Menschen sehr angenehmen Vorteil, dass sich die Sonnenstunden in Innsbruck ausgerechnet zur kalten Jahreszeit häufen. Vor allem von Oktober bis Februar sehen wir die Sonne um rund 40% länger, als zum Beispiel die Wiener oder Klagenfurter.

Da im Flachland des Ostens, wie auch im Klagenfurter oder Grazer Becken, viel mehr Tage durch Nebel und Hochnebel getrübt sind, erfreuen wir uns inneralpin doch über einige Sonnenstunden, selbst wenn die Tage im Winter allgemein sehr kurz sind. Vielleicht ist es genau dann um so angenehmer…”

Die Grafik zeigt das nochmal ganz deutlich:

“Und im Sommer?” möchte ich wissen.

“Im Sommer dreht sich die Sache um, da scheint Innsbruck plötzlich etwas weniger Sonnenstunden abzukriegen. Diese gemessenen Fakten müssen aber relativiert werden. Im alpinen Gelände mit vielen hohen Bergen wie um Innsbruck ist es oft so, dass sich bei Schönwetterlagen im Sommer deutlich schneller so genannte Quellwolken bilden, als über dem östlichen Flachland.

Solche Schauer- und Gewitterwolken können also um Innsbruck bereits ab dem frühen Nachmittag für eine zwischenzeitliche Abschattung sorgen, ganz im Osten kommen die Gewitter oft erst gegen Abend bzw. Sonnenuntergang aufgezogen. Auch wenn der Mensch den Eindruck als eher sonnig empfindet, schreibt der Messapparat aber keine Sonnenscheindauer, sobald eine kleine dicke Wolke ausgerechnet diese Station abschattet.”

“INNSBRUCK IST EINE SONNENBEGÜNSTIGTE STADT”

Und ja, auch ich empfinde oft sommerliche Tage als “sonnige Tage” – auch wenn über meinem Kopf sich die eine oder andere Quellwolke beim Wandern bildet. Oft sind im Sommer Wolken ja auch angenehme Begleiter, die einen vor der zusätzlichen Strahlungsbelastung bei Hitze schützen.

Auch interessant eine weitere Beobachtung, die aus den Daten der letzten Jahrzehnte hervorgeht: “Allgemein hat die Sonnenscheindauer in Österreich die letzten Jahrzehnte deutlich zugenommen. Regional und saisonal etwas unterschiedlich, aber im Mittel um 20-30%.

Solche regionalen Klimavariationen sind Teil der natürlichen Klimavariabilität, können aber auch durch großräumige und langfristige Klimaänderungen über Treibhausgasemissionen beeinflusst sein. Genau weiß das niemand, aber klar ist, dass Innsbruck eine sonnenbegünstigte Stadt ist und das besonders dann, wenn andere im Nebel hocken 😉”, sagt Christian.

DAS GOLDENE “SOLAR DACHL”

Noch bis Ende Juli 2021 gibt es in der Innsbrucker Altstadt ein ganz besonders zweites “Goldenes Dachl” und zwar eins aus Solarzellen. Die Energie Tirol hat das Photovoltaik-Dachl vor der Altstadt mit Blick auf das Original aufstellen lassen. Einerseits will man für die Energieautonomie 2050 werben, andererseits können Passanten ihr Handy dort aufladen.

Auf der Bank am Fuße der Installation kann man außerdem während dem Laden im Schatten Platz nehmen. Ab August wird das Dachl weiterwandern zu seinem nächsten Stop: Kufstein. Hier findet ihr weitere Infos dazu.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen sonnigen Sommer! Und Winter natürlich, aber den haben wir ja ohnehin immer 😉

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