Nach Corona-bedingtem Ausfall letztes Jahr, nun also endlich wieder: Klassik am Berg 1965 am Patscherkofel. Die behördlichen Auflagen hatten sich gewaschen. Aber das Tiroler Kammerorchester InnStrumenti unter der künstlerischen Leitung von Gerhard Sammer ließ sich davon nicht bremsen. Ensemble und Publikum sollten endlich wieder ein Live-Konzert erleben!
KLASSIK AM BERG – DIE VORBEREITUNGEN
Die Organisatoren sind zwar schon erprobt, Klassik am Berg 1965 findet ja nicht zum ersten Mal statt. Dennoch, so ein Event braucht viel Vorbereitung. Nicht zuletzt muss die Freiluftbühne per Klein-Lkw in luftige Höhen gebracht werden, ist die Tontechnik vorzubereiten. In der Früh dann die Entscheidung: Berg oder Tal, Open-Air oder indoor? Congress am Rennweg oder Bühne am Patscherkofel? Keine leichte. Wissen wir doch alle, wie schnell das Wetter am Berg umschlagen kann!
EIN PANORAMA ZUM NIEDERKNIEN
Der Wettergott zeigte sich entgegenkommend, schickte vormittags Sonnenstrahlen, wattige Wolken vor blitzblauem Himmel. Der Berg rief! Ich beschloss, eine kleine Tour vor dem Konzert zu machen. Mir entgingen damit zwar die feinen musikalischen Häppchen, die Mitglieder des Orchesters den Besuchern in den Stationen der Patscherkofelbahn boten. Dafür ging mein Herz über angesichts der gerade einsetzenden Almrosenblüte und der – wie immer – gigantischen Aussicht ins Inntal.
Die Wanderung über den Zirbenweg nach Boscheben kombinierte ich mit dem kommoden Aufstieg zum Gipfel des Patscherkofels über den Jochleitensteig. Dann ging es an den Lawinenbrechern vorbei relativ steil bergab Richtung Bergstation – schon eingestimmt auf das nahende Konzert durch Probenklänge, die heraufschallten.
KLASSIKGENUSS IN LUFTIGER HÖH’
Das erfahrene Klassik-am-Berg-Publikum war gut gerüstet. Die einen brachten Stühle, die anderen Picknickdecken mit und suchten sich lauschige Plätzchen zwischen duftenden Almrosenstauden. Im Rucksack natürlich warme Kleidung! Denn es kann rasch abkühlen, wenn sich die Sonne versteckt oder hinter den Bergen verschwindet.
Den zugewiesenen Platz eingenommen, verkürzten bis zum Hauptprogramm die junge Unterländer Pianistin Viktoria Hirschhuber und die Südtiroler Formation Opas Diandl die Zeit.
Um 18.00 standen die Mitglieder des Kammerorchesters InnStrumenti auf der Bühne. Schon Ludwig van Beethovens bekanntes Ta-ta-ta-taaa! der 5. Symphonie ließ einen abtauchen in diese einmalige Kombination aus feiner klassischer Musik und imposanter Bergwelt. Wie immer führte Gerhard Sammer beschwingt und mit Augenzwinkern durchs Programm.
PROGRAMM MIT GÄSTEN
Als beim ersten Satz von Edvard Griegs Klavierkonzert Hirschhuber in die Tasten griff, war im Hintergrund schon Donnergrollen zu hören. Ordentlich in die Beine fuhr das Zusammenspiel von Opas Diandl und Tiroler Kammerorchester Innstrumenti bei „Mit dir bei mir“ und „Muatas Stübele“. Und auch Mozarts Klarinettenkonzert mit dem Solisten Werner Hangl bot wunderbaren Hörgenuss. Derweil schoben sich immer dunklere, schwerere Wolken Richtung Patscherkofel, Blitz und Donner nahmen zu. Regenjacken und Schirme gegen Regenprasseln!
Kurz vor der Pause brach Sammer das Konzert aus Sicherheitsgründen ab. So wurde leider nichts mehr aus dem zweiten Teil, unter anderem mit Philipp Glass‘ atemberaubend schönen „Tirol Concerto” und einer Fortsetzung von Werner Pirchners „100 prakt. Kompositionen für gutes Orchester“. Ein tolles Konzerterlebnis vor Traumkulisse viel zu früh zu Ende: Klassik am Berg 1965 – auf ein Neues 2022!
SOMMER DER MUSIK
Klassik am Berg 1965 gehört zu einer Reihe musikalischer Highlights, die den Innsbrucker Sommer zu einem kulturellen Erlebnis machen. Zu nennen sind etwa die traditionsreichen Promenadenkonzerte, die – unter neuer Leitung – musikalische Leckerbissen im Innenhof der Hofburg bieten. Oder die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, die historische Räume ebenso bespielen wie öffentliche Plätze. Besonders charmant die „Pop-up-Konzerte“ der Alten Musik. An acht Terminen treten Ensembles in der Altstadt auf – darunter das Trompetenconsort Innsbruck im Innenhof des Stadtturms (23. Juli, 11.00 Uhr) und Platz vor dem Café Munding (3. September, 11.00 Uhr).
Das gesamte sommerliche Konzertprogramm in Innsbruck findet sich unter innsbruck.info
Fotos, wenn nicht anders angegeben: © Susanne Gurschler
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Innsbruck ist ihre Herzensstadt, der Blick auf die Nordkette ihr Seelenschmeichler. Journalistin, Sachbuchautorin, Bücherwurm, Hobbyfotografin, Hundebesitzerin, BergGeherin #ghostsofinnsbruck
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