Innsbruck: plus vierzehn Grad. Der Föhn tobt. Nicht so am Parkplatz in der Axamer Lizum, dem „Weißen Dachl.“ Eine Brise legt sich sanft um meinen Körper. Viel Gewand habe ich nicht an. Schließlich steht heute die Nachtskitour auf den „Hoadl“ an. Und optimal ist, wenn der Sportler vor seiner Aktivität ein wenig kalt hat. So gesehen bin ich gut vorbereitet. Zusätzlich Motivation, in die Gänge zu kommen, kommt von den Après-Ski Klängen gegenüber der Schönbodenbahn.
Martin, Lisi, Ricco und Emmi: Hinauf geht’s aufs „Hoadl Haus“ bei feinen Temperaturen und griffiger Piste.
Ladies First
Nicht nur, dass mich heute eine Lady begleitet, der ich mein Wunder Mensch verdanke, auch gehen wir die Damen-Abfahrt hinauf. Weil dort der Aufstieg wesentlich gemütlicher und flacher ist, als über ihr männliches Pendant. „Mit von der Partie“ sind neben meiner Mutter Lisi noch Ricco und Martin. Und unser Idefix, das kleine Weibchen Emmi. Zügig legen wir los, damit wir wärmer werden. Es ist kurz nach fünf und die senkende Sonne beleuchtet die imposanten Berge von hinten: ein Schauspiel dieser Natur. Wir wählen den Skiweg Damenabfahrt, auch bekannt als Piste 1a. Nach dieser ersten moderaten Steigung eröffnet sich der wunderschöne Blick zum Birgitzköpfel, das noch die letzten Sonnenstrahlen genießt.
Die pure Natur flankiert die Aufstiegsspur der Damen-Abfahrt.
Hellwach durch die Nacht
Es überrascht jedes Jahr aufs Neue, wie lange es, je näher der Frühling naht, hell bleibt. Wo im tiefsten Winter nur Konturen und Silhouetten erkennbar, zeichnet das Licht fantastische Perspektiven und Panoramen. Damit Frühlingsgefühle aufkommen, ist es allerdings zu frisch. Und das ist gut so, denn dieser Winter soll noch nicht weichen. Die Piste ist kaum rutschig, das heißt wir haben guten Grip und vermissen unsere Harscheisen, die irgendwo zuhause im Keller liegen, nicht.
Für zukünftige Touren sollten sie aber ab jetzt rein in den Rucksack. Nach gut 1:30 sind wir am Hoadl Haus. Ricco und Martin hatten heute einen flotteren Gleitschritt. Emmi bleibt auch für die beiden Athleten das Maß aller Dinge. Mit ihrem Elan sprintet sie permanent auf und ab. Dabei legt sie vermutlich das Doppelte an Höhenmetern zurück. Und trotzdem wartet sie oben bereits auf ihre Herrchen.
Die Demut des Gipfels und das Gefühl wieder aktiv gewesen zu sein.
Das Leben ist ein Kaspressknödl
Am „Hoadl“ ziehen wir uns gemütlich um, fellen ab und werfen die Stirnlampen an. Griffig gestaltet sich das Wedeln über die Herren-Abfahrt zur „Sunnalm,“ dort jeden Montag (bis Ende März, je nach Schneelage) der Skitourengeherabend inszeniert wird. Das Hefeweizen ist unser Doping und füllt die Energiespeicher mit Nährstoffen, die der Körper verlangt. Gleichsam ist es Vorbote für das kulinarische Highlight unseres Einkehrschwungs. Es gibt sie wirklich. Die besten Kaspressknödel von hier bis Mexiko. „Vier“ alle essen das Gleiche und schwärmen uns gegenseitig an. Mit vollem, wie mit leerem Mund und dazwischen.
Es sind wohl die besten Kaspressknödel, die ich jemals essen werde: und Mahlzeit.
Ob es in Mexiko wirklich Kaspressknödel gibt, ist nicht überliefert.
Tourdaten Nachtskitour Axamer Lizum
- Start: Parkplatz Axamer Lizum 1530 m
- Ziel: Hoadl Haus 2340 m
- Höhenmeter: 810 m
- Schwierigkeit: mittel
- Gehzeit: je nach Fitness 1:15 bis 2:00 Stunden
- Zeitraum: immer Montags-Tourengeherabend
- Einkehrschwung Sunnalm 2073m
- Variante: Aufstieg bis zur Sunnalm auf Piste Nummer 4 Richtung Bergstation Schönbodenbahn