06. Mai 2021
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Kunst ist in Museen zu Hause, denkt man, aber wie viele Kunstwerke sind in den Städten verteilt? Weit mehr, als uns bewusst ist. Deutlich sichtbar auf Plätzen und in Parks, aber auch in versteckten Gängen und Höfen, an der Einfahrt zu Parkplätzen oder an den Seitenwänden von Gebäuden (ich spreche hier nicht von Street Art). Kunstwerke mischen sich in den Fluss des täglichen Lebens. Wir gehen an ihnen vorbei, manchmal ohne sie zu bemerken, manchmal schauen wir sie nur ein paar Sekunden lang geistesabwesend an. Ich persönlich denke gerne, dass ich Kunst auf meinem Weg finde, wenn ich den Bus erwische oder eine Besorgung mache. Gemeinsam starten wir unseren Kunstspaziergang in Etappen durch das Zentrum von Innsbruck.

LIEBE ODER HASS BEIM GOLDENEN DACHL?

Um dieses Kunstwerk zu verpassen, muss man besonders viel nachdenken! Vor dem Goldenen Dachl in Innsbruck, dem Herzen derInnsbruckerAltstadt, steht eine Skulptur aus Buchstaben. Es ist LOVE HATE von der deutschen Künstlerin Mia Florentine Weiss, geboren 1980. Wenn man vor dem Goldenen Dachl steht, kann man deutlich die Worte "Liebe" sehen, aber wenn man die gleichen Buchstaben auf der anderen Seite der Skulptur liest, erscheint die Botschaft "Hass". Dieses Werk, das auf Initiative der Innsbrucker Kunstgalerie artdepot in die Tiroler Landeshauptstadt kam, wurde bereits an symbolträchtigen Orten in verschiedenen europäischen Städten wie München, Berlin, Prag, Brüssel und Moskau ausgestellt. Sie ist mit einer Friedensbotschaft, aber vor allem mit einer Reflexion über einen Perspektivenwechsel unterwegs.

EINLADUNG ZUM "HÖREN" IM FERDINANDEUM

Wer am Ferdinandeum, dem Innsbrucker Landeskunstmuseum, vorbeikommt, wird seit Februar 2021 ein großes Bronzeohr an der Westfassade des Gebäudes bemerkt haben, das von einem zugemauerten Fenster eingerahmt wird. Es ist ein Werk der Künstlerin Julia Bornefeld, geboren 1963. Die Skulptur trägt den Titel "Hören". Die deutsche Künstlerin wählte einen Titel in italienischer Sprache, da sich dieses Verb auf die Aufnahme akustischer Reize, aber auch auf das Empfinden einer Empfindung oder eines Gefühls bezieht (während im Deutschen, wie im Englischen, zwei verschiedene Verben verwendet werden: hören come to hear und fühlen come to feel). Durch die Wahl eines ikonografischen Elements, das in den letzten 500 Jahren bei Künstlern sehr beliebt war (von Bosch bis Dalí, zum Beispiel), lädt Bornefeld - meiner Meinung nach mit der Leichtigkeit der Ironie - die Passanten zum aktiven Zuhören ein.

"CONE EYE" IM INNENHOF DES SOWI UNIVERSITY CAMPUS

Geht man von der Hofburg in die Universitätsstraße, erreicht man in fünf Minuten den umgangssprachlich als SoWi bezeichneten Universitätscampus der politik- und sozialwissenschaftlichen Fakultäten Innsbrucks. Hier, im Innenhof, befindet sich das Werk "Cone Eye" des 1988 geborenen Tiroler Künstlers Thomas Medicus. Die Installation hängt über der Treppe des Fußgängerzugangs zu dem darunter liegenden überdachten Parkhaus. Es handelt sich um das Bild eines Auges in einem Kegel - daher der Titel des Werks -, das anamorphotisch dargestellt ist. Es handelt sich um eine Darstellungstechnik, die ein Objekt verformt und es nur dann erkennbar macht, wenn es von einem bestimmten Standpunkt aus betrachtet wird Die Künstlerin hat sich für diese Arbeit entschieden, indem sie das Organ, das die visuellen Reize aufnimmt, als Schwelle zwischen uns und der Außenwelt darstellt und damit Themen wie Interpretation und Subjektivität anspricht.

DER "WILDE WÜRFEL" VON WEINBERGER

Im gleichen Hof, im hinteren Teil des Landestheaters, steht ein großer "grüner" Käfig. Es handelt sich um das Werk "Wild Cube" des international bekannten Tiroler Künstlers Lois Weinberger (1947-2020) (1947-2020), ein international anerkannter Tiroler Künstler, der auch im österreichischen Pavillon auf der Biennale von Venedig und der Documenta ausgestellt hat. Im Mittelpunkt ihrer Forschung steht die Beziehung zwischen Kunst und Natur. In dieser Arbeit, die in verschiedenen Versionen auch in anderen österreichischen Städten realisiert wurde, wird ein durchlässiger Zaun errichtet, der mit der Ambiguität von Abgrenzung und Kontiguität zwischen Innen und Außen spielt. Im "Wild Cube" ist die eigentliche Skulptur die wilde Vegetation, denn sie ist das Einzige, was man sehen kannéWie die Künstlerin schreibt, "wächst sie, was sie will". Die Arbeit ändert sich ständig, je nach den Jahreszeiten. Jetzt stehen die Bäume und Sträucher noch am Anfang ihres Erwachens, aber wenn die Vegetation am Ende des Sommers den Höhepunkt ihrer Ausdehnung erreicht, ragen Äste und Wedel über die Gitterstäbe hinaus und lassen den Käfig stellenweise verschwinden.

NÜTZLICHE INFORMATIONEN

LIEBE HASS von Mia Florentine Weiss
Vor dem Goldenen Dachl
Herzog-Frierdich-Strasse 15, Innsbruck


Sentire von
Julia Bornefeld
Ferdinandeum, Westseite
Museumstraße 15, Innsbruck


Kegelauge von Thomas Medicus
Innenhof der SoWi Universität
Universitätsstraße 15, Innsbruck


Wild Cube von Lois Weinberger
Innenhof der SoWi Universität
Universitätsstraße 15, Innsbruck

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