Meine Skitour auf den Wetterkreuzkogel im schneesicheren Kühtai war doppelt erfüllend. Dabei hätte ich sie beinahe links liegen gelassen!
Endlich wieder oben. Es war höchst an der Zeit!
Mein Start ins 2020er-Jahr war leider wenig prickelnd. Dabei war ich früher in der Saison eigentlich schon ganz gut in Schwung. Nach der Weihnachtszeit hatte ich bereits einige Skitouren in den „Haxen“ (Beinen). Ich fühlte mich also gut gerüstet, für alles, was der restliche Skitourenwinter bringen möge. Genau genommen geht’s ja im Frühjahr erst richtig los. Da warten traditionsgemäß die Hohen auf uns. ^^
Zwangspause
Aber dann kam er, der Virus. Ein grippaler Infekt setzte mich gleich mehrere Wochen außer Gefecht. Und weil man manchmal ein bisschen vernünftig sein muss, habe ich mich nach so langer Sportabstinenz entschlossen, es langsam wieder anzugehen. Zugegeben, ich habe damit auch den Rat vieler beherzigt, die mich mit dem nötigen Ernst zur Vorsicht mahnten.
Abmarsch! Nicht nur für uns. Auf so einer beliebten Skitour ist man nie alleine. Das muss aber nicht unbedingt ein Nachteil sein.
On Tour mit Claudia. Für sie war es der erste winterliche Ausflug ins Gelände weit abseits der Pisten.
Nach einer gemütlichen Pistentour in der Woche zuvor wollte ich ins Gelände. Endlich wieder einmal auf einem schönen Gipfel stehen. Meine Freundin Claudia, die gerade erst mit dem Skitourengehen beginnt, begleitete mich. Auf der Suche nach einem lohnenden Ziel kam mir der Wetterkreuzkogel in den Sinn. Den hatte ich schon länger auf dem Radar. Warum ich ihn noch nie erklommen habe? Nun, vielleicht weil der 2.587 Meter hohe Berg als viel begangen gilt. Immerhin schmücken ihn Prädikate wie anfängertauglich und leicht. Oder einfach deshalb, weil die Auswahl an Tourenmöglichkeiten in und um Innsbruck riesig ist und man auch nach jahrelanger Aktivität immer noch problemlos Neues findet. 🙂
Eine „echte“ Skitour
An einem supersonnigen Februarsamstag war er jetzt aber so weit. Die mit knapp 900 Höhenmetern und rund neun Kilometern angegebene Distanz erschien uns als ideal. Unweit vom bekannten Skiort Kühtai ergattern wir den letzten Parkplatz an der Straße. Am über 1.700 Meter hoch gelegenen Ausgangspunkt ist wie erwartet was los. „Rush hour“ sozusagen.
Auf der Oberen Issalm. Unser Ziel liegt noch in weiter Ferne.
Egal! Rucksack rauf, Ski anschnallen, Piepscheck. Trotz der auf dieser Tour generell geringen Lawinengefahr ist die gesamte LVS-Ausrüstung selbstverständlich ein Muss. Durch einen etwas steileren, jedoch lichten Waldgürtel führt der Weg zur Oberen Issalm. Ein Schilderbaum zeigt: Hier können Wanderer auch im Sommer zwischen vielen Zielen wählen. Wir biegen in das Wörgetal ein. Ab jetzt wird es wesentlich flacher. Vor und hinter uns schwitzen andere Skitourengeher. Sogar Kinder – ein im Winter (noch) seltenerer Anblick.
Es wird alpiner und kühler. Trotzdem oder gerade deswegen ist es „fein zu giahn“ wie wir Tiroler zu sagen pflegen.
Augenblicke, die Kraft geben. Bei einem „unschwierigen“ Aufstieg wie diesem hat man mehr Zeit, den Blick ausgiebig schweifen zu lassen.
Obwohl wir relativ spät dran sind, liegt die Aufstiegsspur anfangs noch im Schatten. Ein frisches Lüftchen verstärkt den kühlen Eindruck. Vorbei an der letzten Vegetation schlurfen wir über mehrere Geländekuppen gen Talschluss. Und genießen jeden Moment in vollen Zügen.
Der Weg ist das Ziel
In absolut angenehmer Steigung holen wir dann zu einem weiten Rechtsbogen aus. Am Gipfelhang des Wetterkreuzkogel herrscht reges Treiben. Aber das macht uns nichts aus. In der Natur ist so viel Platz – da muss man auch auf beliebten Touren nicht dicht an dicht gehen. Zwei entspannte Stunden sind wir nun unterwegs. Noch einmal einen Schluck trinken und ein paar finale Kehren und wir steuern auf das imposante Gipfelkreuz zu. Es hat drei Querverstrebungen. Das sieht man selten.
Die letzten Meter stellen für mich stets einen besonders intensiven Teil des Bergerlebnisses dar.
Der Rundumblick ist immer wieder jeden Schweißtropfen wert.
Die Aussicht ins Tiroler Oberland ist gewaltig! Rundum grüßen uns ein paar mächtige Vertreter der Stubaier Alpen – ja, so hatte ich mir das vorgestellt. Glücklich klatschen wir ab. Zum Verweilen lädt das Gipfelplateau heute nicht ein. Es ist zu windig. Eilig ziehen wir uns um und befreien wir unsere Skier von den Fellen. Klack, klack, rein in die Bindung, Schuh verriegeln und hinab geht’s. Die Abfahrt ergibt sich fast logisch und führt auf der anderen Talseite entlang.
Die Abfahrt ähnelt ob der vielen Besucher auf dem Wetterkreuzkogel stellenweise der auf einer Skipiste.
Mit dem viel zitierten Powder ist es heute nicht weit her. Zu viele haben seit dem letzten – neuerlich spärlichen – Schneefall ihre Schwünge in die Hänge gezogen. Da oder dort könnte man in weniger berührtes, aber auch gefährlicheres Terrain einfahren. Nein, wir respektieren lieber die Warnungen, das nicht zu tun. Der Spaß bleibt trotzdem nicht auf der Strecke. An einer idyllischen Hütte stoppen wir. Die wohl verdiente Rast steht an. Wir blinzeln in die Sonne, während wir uns die Jause schmecken lassen.
Ein Platz an der Sonne ist und tut immer gut!
Gut gelaunt nehmen wir dann noch das letzte Stück bis zum Auto in Angriff. „Ohne Steinkontakt“ lautet die Devise. Es gelingt. Die letzten Meter in den tiefen Schnee- und Eiswannen noch hinter uns bringen und wir haben es geschafft. Mädels und Material sind wohlbehalten retour.
Wunderbare Gegend
Musik aufdrehen und ab nach Hause. Auf der Rückfahrt denke in den Orten, die wir passieren, noch an einige der tollen Geschichten, die ich hier rund um die Bergsteigerdörfer für den Innsbruck Blog verfassen durfte: An den Tag mit Skilehrer Luis, an Skitourenexperten Lukas Ruetz vom gleichnamigen Gasthof – bei dem Wetter ist der aber sicher nicht anzutreffen – und an Viktoria und Karl Kapferer, deren Herz auch für den Sport schlägt und die ebenfalls ganz eng mit ihrer Heimat verbunden sind.
Eine lohnende Tour, an die man sich gerne erinnert.
Fazit: Ein wirklich gelungener Tag und eine empfehlenswerte Tour, die aber durchaus gewisse Grundkenntnisse im Skitourengehen und etwas Fitness voraussetzt. Weiteres Wissenswertes und Tipps für Einsteigertouren hat mein Bloggerkollege Marius Schwager in diesem Beitrag zusammen gefasst.
Fazit für mich persönlich: Endlich wieder oben – das Comeback läuft 🙂
Alle Fotos: Tamara Kainz