Smartphone-Apps sind als Alltags-Helferlein nicht mehr wegzudenken. Egal ob es um den Wetterbericht, eine Wanderkarte, die Öffi-Nutzung oder den aktuellen Lawinenreport geht. Ich zeige euch meine persönlichen Favoriten für euren Aufenthalt in der Region Innsbruck.
Sicherheit
Notfall App für Tirol
Ausgangslage
Ein Unfall kann vor allem im Gebirge viel schneller lebensbedrohlich werden als es einem lieb ist. Die Tod durch die Unterkühlung ist auch im Sommer am Berg ein riesengroßes Thema. Zum einen weil zu Fuß aufsteigende Rettungsmannschaften – sofern kein Flugwetter herrscht – meist Stunden bis zum Unfallort benötigen. Zum anderen weil es oft gar nicht so einfach ist, genau zu beschreiben wo man sich als Patient befindet – vor allem wenn man zum ersten Mal in der Gegend unterwegs ist. Aber auch bei einem Unfall im Dauersiedlungsraum wie beispielsweise auf einer Autobahn ist es als Nicht-Ortskundiger oft sehr schwer, den genauen Unfallort schnell zu eruieren.
Die Idee
Aus diesem Anlass wurde vor einigen Jahren von der Bergrettung Tirol zusammen mit einem lokalen IT-Unternehmen die „Notfall App für Tirol“ entworfen. Das Smartphone sendet dabei zuerst die GPS-ermittelten Koordinaten an die Leitstelle Tirol und baut anschließend eine Gesprächsverbindung auf. Aufgrund des Gesprächs entscheidet die Leitstelle ob Feuerwehr, Bergrettung, Rettung, Wasserrettung, Höhlenrettung, Polizei oder ein Notarzthubschrauber zur Unfallstelle geschickt wird.
Zu beachten: Derzeit funktioniert das Weitergeben der Koordinaten nur in Tirol. Befindet man sich außerhalb von Tirol, wählt die App automatisch den Euro-Notruf 112 ohne Weitergabe der Koordinaten.
Hintergrundwissen
Eine Notfallmeldung via Notfall App oder einen Notruf abzusetzen ist nur dort möglich wo das Handy auch Empfang hat, also mit einem Mobilfunkmasten verbunden ist. In Österreich gibt es drei große Mobilfunkunternehmen mit eigenem Netz deren Reichweiten sich im peripheren Raum sehr stark unterscheiden: Wo das eine Netz noch lange Empfang bietet, ist ein Nutzer im anderen Netz schon lange „offline“ – in einem anderen Gebiet vielleicht umgekehrt.
GPS kann nicht verwendet werden um Daten oder einen Notruf abzusetzen. Ein GPS-fähiges Gerät arbeitet immer nur passiv. Das heißt, es empfängt lediglich Daten der GPS-Satelliten anhand derer die Koordinaten berechnet werden. Daten umgekehrt vom Gerät zum Satelliten zu senden, ist nicht möglich.
Nicht überall gibt es Handy-Emfpang
Vor allem in den hinteren Seitentälern abseits der Kämme, Grate und Gipfel hat man meisten keinen Empfang. Sollte eine solche Situation in einem Notfall auftreten, gibt es noch eine Möglichkeit doch eventuell noch eine Verbindung aufbauen zu können: Man schaltet das Handy aus und wieder ein. Man gibt allerdings nicht den Pin-Code ein, sondern den Euro-Notruf „112“ und drückt auf den grünen Hörer. Dann sucht das Handy nicht nur nach dem eigenen Netz sondern wählt jedes verfügbare (auch von einem Fremdanbieter) um den Notruf abzusetzen. Hat man keine Pin-Code-Sperre an seinem Smartphone aktiviert, muss man die SIM-Karte entfernen und das Handy ebenfalls neu starten um die Suche nach allen verfügbaren Netzen zu starten. Die anderen Notrufe Österreichs wie 122 (Feuerwehr), 133 (Polizei), 144 (Rettung) oder 140 (Bergrettung) funktionieren dabei nicht, nur 112!
Bei einem Notruf meldet sich die Leitstelle Tirol immer wie folgt: „Leitstelle Tirol, wo ist der Einsatzort?“. Der Disponent am anderen Ende der Leitung stellt dann einige Fragen oder gibt Anleitungen was bei verschiedenen Symptomen an Erste Hilfe zu leisten sein kann. Man stellt sein Handy dabei bestenfalls immer auf Lautsprecher. Ganz wichtig: Das Gespräch wird immer von der Leitstelle beendet, niemals vom Hilfesuchenden! Und: Bei jeder Nummer unbedingt abheben die später anruft – entweder es ist die Leitstelle selbst oder der Einsatzleiter der Blaulichtorganisation.
Sollte man einmal versehentlich eine Notfall-Meldung über die App absenden, ist das kein Problem. Einfach abheben und das Missgeschick mit dem Disponenten klären. Tut man das nicht, wird eine Rettungsmaschinerie in Gang gesetzt, unter Umständen kann die Versicherung aussteigen und man bleibt selbst auf den Kosten sitzen.
Fazit zur Notfall App für Tirol
Ein echt tolles Helferlein. Jeder der Tiroler Boden betritt, muss sie installiert haben!
Download für Android hier, für iOS hier.
Lawine Tirol
Der aktuelle Lawinenreport gehört genau so zu einer verantwortungsbewussten Tourenplanung im Winter im ungesicherten Gelände wie die Standard-Sicherheitsausrüstung. Die Tiroler Tageszeitung hat zusammen mit dem Lawinenwarndienst Tirol diese App entwickelt. Ich persönliche nutze sie nicht für den Bezug des aktuellen Reports oder der Wetterstationsdaten. Denn die Seiten der Lawinenwarndienste sind mittlerweile full-responsive und passen sich somit perfekt an die Bildschirmgröße des Handys und die Touch-Bedienung an.
Zusätze
Dafür bietet sie darüber hinaus einige tolle Tools für Sport abseits der gesicherten Pisten. Dazu gehört ein super Hangneigungsmesser der die Lagesensoren des Smartphones nutzt, ein Kompass und Checklisten für die Tourenplanung. Vor allem für Einsteiger beim Skitourengehen oder Freeriden ein echtes Plus. Erfahrene Hasen können in der Schwester-App „Lawinen-Quiz“ genau so wie Einsteiger ihr Lawinenwissen auf den Prüfstand stellen.
LOLA App
Die App richtet sich in erster Linie an gebrechliche oder eingeschränkte Menschen um einen Notruf abzusetzen – kann natürlich aber auch von Pumperlg’sunden verwendet werden. LOLA kann mit einer digitalen Armbanduhr (Smartwatch) gepairt werden und damit Stürze erkennen und automatisch einen Notfall melden. Daneben besitzt sie noch einige Funktionen um den Alltag zu managen wie bspw. einen Geburtstagskalender bzw. Erinnerungen zur Medikamenteneinnahme.
Empfehlung: Als Notfallkontakt immer die Nummer einer Rettungsorganisation eingeben, niemals eines Angehörigen – das verschwendet nur wertvolle Zeit. Eventuell ist der Angehörige nicht erreichbar solange der Betroffene noch bei Bewusstsein ist und damit ist der „Notruf“ sinnlos verpufft und die Person wird erst nach Stunden gefunden oder verstirbt. Die Leitstelle ist dahingegen 365/24 erreichbar und immer die erste Wahl für einen Notruf!
Karten, Lagebestimmung & für die Sonnenaufgangstour
ape@map
Meiner Meinung nach die beste Karten-App für jegliche Aktivitäten im Freien. Man findet eine Vielzahl an vorinstallierten kostenfreien Karten. Zum Wandern empfehle ich die Kompass-Karten. Meiner Meinung nach das Optimum aus Genauigkeit, Reduziertheit und leichter Lesbarkeit. Fast alle gekennzeichneten Wanderwege und -steige Österreichs sind dort vermerkt. Übrigens auch für den PC verfügbar unter http://www.kompass.de/touren-und-regionen/wanderkarte/
Auf Ape Map kann man auch die digitalen Alpenvereinskarten aufspielen. Damit hat man die besten Karten zum Bergsteigen im Ostalpenraums auch immer am Smartphone zur Verfügung. Die digitalen AV-Karten kann man hier auf einem Stick kaufen. Die Anleitung zum Aufspielen auf Ape Map findet sich hier.
PeakFinder AR
Die einzige App in dieser Sammlung die nicht gratis ist. 4,69€ kostet sie Anfang 2019. Für Bergfexe kann ich versprechen: Jeden Cent wert! Der PeakFinder zeigt in einem 3D Modell alle – wirklich alle – Gipfel mit Höhe und Bezeichnung um den eigenen Standpunkt und darüber hinaus zuverlässig in ganz Tirol an. Man kann mit einer Vielzahl an Spielereien die Zeit verbringen und ich tue es jedes Mal sehr gern. Die App berechnet für jeden Standort den Sonnenbogen an jedem Tag im Jahr mit Aufgangs- & Untergangszeitpunkt sowie -ort. Wann geht die Sonne auf diesem oder jenen Gipfel auf? Wird sie von einem Nachbargipfel verdeckt? Alles spielerisch leicht mit dem PeakFinder herauszufinden.
Mehrfach prämiert
PeakFinder AR wurde nicht umsonst von zahlreichen Institutionen ausgezeichnet und das beste: man braucht dafür keine Datenverbindung. Auch offline werden die 650.000 Bergnamen der App eingezeichnet. Augmented Reality (AR) ganz nach meinem Geschmack. Echt toll!
Beachten: Magnetische Hüllen stören den Kompass des Handys
PeakFinder AR für Android und iOS
Wetter
Meteoblue & Windy
Wetter-Apps sind ein zweischneidiges Schwert. Wenn man weiß, was man von ihnen erwarten kann und wie man mit ihnen arbeiten soll, sind sie ein tolles Zusatzprodukt. Wenn nicht, dann ärgert man sich mehr über sie. Apps arbeiten meist nur mit den Wettermodellen aus einem Computer ohne die Nachbearbeitung durch einen Meteorologen. Je nachdem bei welcher Wettersituation welches Modell zu Rate gezogen wird, ist deren Prognose mal ganz gut und mal ganz schlecht. Vor allem im Gebirge liegen sie sehr oft noch weiter daneben. Das liegt an der örtlichen Topographie mit den vielen Tälern und hohen Bergen die das Wetter massiv auf kleinem Raum beeinflussen. Hier kann nur ein Meteorologe Abhilfe schaffen!
Die Besten
Meteoblue ist meiner Einschätzung nach unter den Apps am besten geeignet für die Wetterprognose im Gebirge. Ich schaue dort aber immer über die mobile Seite rein, die für mich der zugehörigen App um nichts nachsteht. Am besten schaut man sich aber nach wie vor die menschlich überarbeiteten Vorhersagen der ZAMG (Vorhersage Tirol, Bergwetter Tirol) oder des ORF an.
Windy.com und die zugehörige App (iOS / Android) sind echte Gustostückerln für alle die die Hintergründe des Wetters ein wenig interessiert. Man kann sich dort durch verschiedene Modelle klicken und Wind und Temperatur auf verschiedenen Höhenniveaus anzeigen lassen. Das so genannte „Partikeltracking“ ist dort bereits sehr gut umgesetzt – eine neue Art Windstärke und Windrichtung auf Wetterkarten sehr anschaulich darzustellen. Immer wieder interessant, was in der Atmosphäre so abgeht während wir im Tal kaum was spüren! Tipp: Immer das ECMWF-Modell verwenden und rechts mit dem Höhen-Schieber spielen.
Von A nach B
VVT Smartride
Der Verkehrsverbund Tirol bietet mit Smartride eine überdachte und zuverlässige App für den gesamten öffentlichen Verkehr in Tirol an. Ich habe sie lange fast täglich verwendet – sie ist sehr benutzerfreundlich und übersichtlich. Mittlerweile werden sogar live mit „Timeview“ die aktuellen Abfahrtszeiten angezeigt. Busse und Züge sind inzwischen mit GPS-Trackern und Internetübertragung ausgerüstet die sehr genau die Verspätungen berechnen lassen. Bei der Routenplanung lassen sich Öffis, Fahrrad, zu Fuß und Auto kombinieren.
IVB Scout
Ähnlich ist die App der Innsbrucker Verkehrsbetriebe – dem innerstädtischen Öffi-Betreiber. Sie ist auch mit der Funktion der Echtzeit-Abfahrtszeiten ausgestattet.
Events, Locations, Essen & Trinken und Sightseeing
INNSBRUCK App
Die Innsbruck App ist die #1 Anlaufstelle wenn man nach geographisch verorteten POIs sucht. Also für Parkareale, Restaurants oder Sehenswürdigkeiten. Vor allem im Stadtbereich eine wahre Bereicherung.
Zum Schluss
Online-Helferlein für unterwegs gibt es inzwischen unzählige doch eines bleibt: Wenn ihr am Berg seid, lange das GPS und die mobilen Daten eures Handys nutzt, vergesst nicht auf ein Akkupack als Standardausrüstung für euren Rucksack – und eine analoge Wanderkarte, denn die funktioniert auch ohne Strom 😉
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Fast täglich in den Kühtaier und Sellrainer Bergen unterwegs: Mit einer Kamera und einem Auge für die Natur.
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