Gelb und rot färbt sich das Blätterkleid der Bäume, ihre langen Schatten legen sich über Forstwege und Wiesen. Tagsüber ist es fein warm, nachts angenehm kühl. Es ist Herbst. Wie jedes Jahr wird den Innsbruckern unverhofft klar: „An den restlichen schönen Tagen müssen wir noch etwas tun!“ Auch ich bin so ein Getriebener und kann nicht ruhen, bevor ich die letzte Bike-Tour gefahren bin.
Mit dem Bus fahre ich zuerst nach Lans und spare ein paar Höhenmeter auf befahrener Straße. Foto: Vil Joda
Von der Stadt auf die Lanser Alm
7,4 Kilometer, 1 Stunde 45 Minuten, 858 Höhenmeter, Ausgangspunkt: Lans, Ziel: Lanser Alm. Am Ende der Bike-Saison ist das eine kleine Runde. Ganz Ehrgeizige starten direkt in Innsbruck, aber der Bus der Linie J bringt mich etwas näher ans Ziel. Euer Fahrrad könnt ihr im Bus mitnehmen, wenn Platz dafür ist, oder ihr hängt es am Fahrradträger des Bushecks auf. Paul wartet schon ungeduldig auf mich, als ich aussteige – gesellige Biker fahren lieber zu zweit: Auch Männer haben beim Sport etwas zu bereden.
Der Joda und Herr Paul am Ausgangspunkt in Lans. Foto: Vil Joda
Biken: Getrieben in den Herbst
Sport ist in Innsbruck ein Lebensphänomen, um das sich die halbe – OK die ganze – Freizeit dreht: Abends machen viele noch schnell eine Bike-Tour nach der Arbeit. Logisch, die Berge thronen schließlich vor unserer Haustür. Afterwork-Drinks in der Stadt genießen wir zwar auch, verdienen sie aber lieber auf der Alm nach mindestens 1.000 Höhenmetern. Während die einen den Herbst im Garten oder Pilze suchend verbringen, beschleicht die anderen eine leichte Unruhe und das Gefühl, noch etwas tun zu müssen, bevor die letzten schönen Tage vorüber gehen. Als meine sportbegeisterte Freundin aus Polen nach Innsbruck gezogen ist, hat sie sich über unsere Sportkultur gefreut. Mittlerweile nennt sie es Freizeitstress und sie hat Recht; nun kommt das Aber: Ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich nichts tuend zu Hause sitze – selbst kurz vor dem Urlaub: Obwohl ich bald weit weg fliege, zieht es mich selbst vor der Abreise ein letztes Mal mit dem Mountainbike in die Berge.
Ich mag den Herbst. Es ist nicht mehr so heiß wie im Sommer, aber tagsüber angenehm warm. Foto: Vil Joda.
Mit der Kondition eines Hybrid-Vierbeiners
Die Stadt lassen wir durch einen bunten Wald hinter uns und fahren bis zur Lanser Alm über einen Forstweg dem Gipfel des Patscherkofels entgegen. Leider schwebt die Nostalgiebahn von 1972 nicht mehr über uns hinweg; als alte Dame durfte sie in den Ruhestand gehen. Paul ist ein Tratsch, das haben Bergführer so an sich. Mir kommt das sehr gelegen, weil ich die Luft zum Fahren benötige. Mit der Profession Bergführer kommt neben Redseligkeit eine weitere Eigenschaft hinzu: Die Kondition eines Vierbeiners mit Hybridantrieb. Ich versuche erst gar nicht, mich zu messen. Völlig sinnlos. Als Einheimischer ist meine Kondi bei Gott nicht schlecht, aber der Abstand zwischen ihm und mir sind sicher 50.000 Höhenmeter pro Jahr – und das seit 20 Jahren. Während er mir heiter von seinen geplanten Skitouren erzählt, quäle ich mich am Limit dahin und versuche, mir nichts anmerken zu lassen. No pain, no gain! Ohne Fleiß kein Preis? So ein Blödsinn! Aber ich halte durch, wir kommen beide zufrieden auf der Lanser Alm an und ich erinnere mich freudig an eine alte Innsbrucker Weisheit: Wer rauf fährt, muss auch wieder runter.
Das Ziel sind die Almen, hier die Lanser Alm bei Innsbruck. Foto: Vil Joda
Weitere Mountainbike-Touren findet ihr hier – mit dem Biken im Herbst ist es noch nicht ganz vorbei. Versucht euch vielleicht auf einem unserer Trails. Viel Spaß dabei.
Den sanften Regenbogen habe ich nach der Abfahrt in Lans eingefangen. Foto: Vil Joda