Aus Innsbruck kommen viele tolle Produkte, viele davon aus alten Traditionsbetrieben. Aber auch junge Unternehmen nutzen die Lage Innsbrucks um von hier ihre Geschäfte aufzubauen und genießen dabei den kreativen Freiraum, den die Berge bieten. Eine der beiden Unternehmen, um die es sich heute hier dreht ist im wahrsten Sinne des Wortes tief mit der Natur verwurzelt, denn Max Obergruber und Michael Moser gewinnen die wertvollste Zutat für ihr Produkt direkt im Naturpark Karwendel. Ich treffe Max am Panorama Weihnachtsmarkt auf der Hungerburg, wo die beiden einen Stand haben.
Max am Stand auf der Hungerburg.
AlpPineSpirts – Von einer Schnapsidee zum Zapfenstreich
Viele Fragen muss ich zunächst nicht stellen, denn Max ist voller Feuer und Flamme dabei, jedem Kunden ihre Geschichte zu erzählen. Und diese ist so gut, dass sie Teil des Produkts wird. Max und Michael, zwei Freunde, die gemeinsam Strategisches Management an der SOWI studiert haben, haben vor einigen Jahren angefangen nach einem alten Rezept von Michis Vater Latschenlikör anzusetzen. Wer schon einmal selbst Zirben- (oder gar Latschenlikör) angesetzt hat, weiß: so einfach wie es klingt ist die Sache nicht. So ein Likör schmeckt schnell mal harzig, zu süß oder nach einer gewaltigen Ladung Waldboden. AlpPineSpirits hat aus dem (natürlich geheimen) Rezept ihr eigenes weiterentwickelt. Als die Nachfrage von Familie und Freunden immer größer wurde, haben sich die beiden entschlossen eine Firma zu gründen. Und das nebenbei, denn eigentlich sind sie beide im Sportbereich tätig. Michael arbeitet bei Wacker Innsbruck und Max betreut Spitzensportler. In ihrer Freizeit, an Wochenenden und Abenden sitzen sie in ihrer Fabrik, füllen Likör ab, versiegeln ihn und kleben von Hand die Etiketten auf die Flaschen. Im letzten Jahr waren es rund 600 Liter, dieses Jahr sind sie im vierstelligen Bereich angelangt.
Das Logo hat Max selbst designt. Und weil es ebenfalls auf große Begeisterung trifft, gibt es den Zapfen mittlerweile auch auf bedruckten Kappen zu kaufen.
Kostprobe gefällig?
Der Latschenlikör schmeckt nicht nur, er sieht auch gut aus.
Kappen gibt’s auch
Hier wird über die schöne neue Box gestaunt.
Latsche, die bessere Zirbe?
Diesen Slogan liest man auf der Website des jungen Unternehmens. In Zeiten des Zirbentrends eine mutige Aussage. Aber die Kostprobe scheint zu überzeugen, wie ich im Laufe des Gesprächs beobachten kann. Als Partner des Naturparks Karwendel holen die beiden ihre Latschenkiefernzapfen von genau dort. Dafür haben sie eine Genehmigung, denn Latschen sind grundsätzlich geschützt. Im Gegenzug spendet AlpPineSpirits pro verkaufter Flasche einen Euro an den Naturpark.
Eine ältere Dame kommt vorbei und möchte kosten. Als sie Latschenlikör hört, weicht sie empört zurück und verneint dankend das Angebot. Max kann sie überreden doch einen Schluck zu kosten und siehe da, es schmeckt. Sie nimmt eine Flasche mit. Ebenso die junge Frau aus Südkorea, die am liebsten noch gleich das Ausstellungsstück, eine Holzbox, mitgenommen hätte. Etwas später kommt ein Herr aus Wien, er steht gerade zum zweiten Mal an. „Gestern simma angekommen, heut simma schon begeistert“ lacht er und steckt noch drei kleine Flaschen ein.
Zu kaufen gibt es den Latschenlikör online unter alppinespirits.com, auf Voranmeldung in ihrer Fabrik in der Hunoldstrasse 12 und in den Shops der Nordkettenbahn (Hungerburg, Altstadt).
Delayon Eyewear – Die leistbare Skibrille nach eigenen Ideen
Von der Hungerburg fahre ich mit der Bahn zurück in die Stadt, um mich mit meinem zweiten Interviewpartner zu treffen, Nicolas Metz. Ihm und seiner Kollegin Magdalena Ozimirska gehört die Marke Delayon Eyewear, die aus dem von Magdalena gegründeten Modelabel Delayon entstanden ist. Nicolas ist ursprünglich Hamburger, was sich nur auf Nachfragen heraushören lässt, denn seine „chk“ und „sch“ Laute sind perfekt in den Sprachgebrauch integriert. Innsbruck ist für ihn auch fürs Unternehmen der perfekte Standort: aufgrund der Berge, der Leute und der Infrastruktur.
Nicolas von Delayon ist in seiner Freizeit am Liebsten auf der Nordkette unterwegs.
Neben seinem Geographie Masterstudium ist er Snowboarder und bei Delayon Eyewear für die technische Weiterentwicklung zuständig. Wie solche Überlegungen aussehen, zeigt er mir an der mitgebrachten Skibrille namens „Core“. Es ist das brandneue Modell, das nun nach dem ersten Modell, der „Explorer“, auf den Markt kommt. Und den findet das junge Unternehmen großteils online, denn dank Direktvermarktung können sie die Preise niedrig halten, das ist Nicolas wichtig. Viele Skibrillen kosten heutzutage 200 Euro und mehr, das sei zu viel für seinen Geschmack, und Ersatzgläser teuer und oft nicht überall erhältlich. Bei den Delayon Brillen gibt es Ersatzgläser um 35 Euro das Stück, die Brillen kosten 95 Euro.
Hochwertige Produkte zum fairem Preis
Mit der neuen Harzbeschichtung am Glas sind die Brillen 40 Mal härter als herkömmliches Polycarbonat. Das macht sie kratzfester, zum Beispiel wenn’s mal durch den Wald geht. Produziert werden die Brillen in Asien, das Glas kommt aus Europa. Beim Verkauf setzt man auf Einfachheit, es gibt eine Tuch-Tasche dazu und einen Versandkarton, auf unnütze Dinge wird verzichtet. Ihre Stärken sieht Nicolas unter anderem im Kundenservice. Ziel ist es, „dem Kunden alles zu geben was er braucht und nichts was er nicht braucht“, so Nicolas.
Die Skibrille kommt im praktischen Putztuch. Foto: Delayon
Das Glas ist leicht wechselbar. Foto: Delayon
Nico ist am liebsten auf der Nordkette unterwegs. Foto: Delayon
Drei Gläser gibt es zur Auswahl, pink, schwarz und gelb – für Sonne, schlechte Sicht und besseren Kontrast. Nicolas fährt selbst am liebsten solange es geht mit dem pinken Glas, das Kontraste schärfer zeigt als die beiden anderen. Die Gläser lassen sich schnell auch auf der Piste tauschen, mit Magneten hält das Glas fest. Beim neuen Core Modell sogar noch fester mit zusätzlichen Haken als Verstärkung.
Neben Skibrillen gibt es bei Delayon noch Sonnenbrillen und Kleidungsstücke, unter anderem auch bedruckte Innsbruck-Shirts in verschiedenen Farben. Die Skibrillen sind erhältlich im Hitt&Söhne auf der Hungerburg, im PowderInstitute und auf der Website delayon-eyewear.com.
Alle Fotos, außer jenen, die im Bildtext anders gekennzeichnet sind: © Lea Hajner