Vor fünfzehn Jahren noch, war der neu eröffnete Zara im Shoppingcenter DEZ auf der grünen Wiese das höchste der Shoppinggefühle in Innsbruck. Pilgerscharen an Fashion-Trend-Wütigen pilgerten Tag für Tag aus allen Tiroler Regionen in den Shop des spanischen Modelabels. Dieses Konsumverhalten konnte Streitigkeiten mit dem Partner hervorrufen, aber da Frau immer recht hat, wird sich artig mit Blumenstrauß vom Holland Blumenmarkt entschuldigt. Und zum Geburtstag gab’s einen Herzchenanhänger vom ebenfalls neu eröffneten Thomas-Sabo-Shop in der Maria-Theresien-Straße. Heute kann man über Innsbruck auch andere Shopping-Geschichten erzählen und eine davon möchte ich euch nicht vorenthalten.
Garagenparty.
Ein wenig versteckt vor den breiten Straßen der Innsbrucker Innenstadt, gegenüber vom Innsbrucker Kulturbeisl Treibhaus, steht die Garage Span in der Angerzellgasse 4. Autos werden keine repariert, Handwerker-Overalls könnte es in dem Atelier dennoch geben – neu interpretiert, versteht sich. Je nach dem was sich Designerin Hermine Span gerade einfallen lässt. Das Repertoire jedenfalls ist so bunt und vielschichtig wie der Sommerrock aus ihrer Kollektion. Wer bei Hermine Span Kleider kauft, muss sich nicht ins Getümmel der Innenstadt stürzen und stundenlang vor Umkleidekabinen warten. Ihr gemütliches Atelier lädt zum Verweilen ein, die Kollektion besteht eigentlich nur aus Einzelstücken, die sie nach den Wünschen ihrer Kunden entwirft. Die „Vivienne Westwood von Innsbruck“ nannte man sie schon, immerhin designte sie schon Ende der 80iger Mode, die Innsbruck so noch nie gesehen hatte. Da wurden Autoplanen verarbeitet, Leder drapiert und Plüschbahnen zusammengeschnitten. “Eigentlich wollten meine Freundinnen und ich ursprünglich nur jeden Samstag was Neues zum Ausgehen“, lacht Hermine. „Viele Menschen wissen gar nicht, was man alles verarbeiten und anziehen kann.“ Vom Edelweiß auf den Panties, über einen edlen Tweed-Anzug für Damen bis zu engen Lederkleidern: der Einfallsreichtum und die Liebe zum Handwerk sind etwas ganz Besonderes.
Traditionelleres gibt es auch in der Garage Span. Die Panties mit Edelweiß sind fast schon Innsbrucker Klassiker. Foto: Kristina Erhard
In Moos gepackt.
Die filigran schwebenden Pflanzensystem von Simon Posch entstanden eher zufällig. Eigentlich hatte der Infomatiker nur versucht Zimmerpflanzen von der Entdeckungsfreude seines kleinen Sohnes zu schützen. “Die gehäkelten Pflanzenkörbe zum Aufhängen waren mir zu bieder“, erzählt Simon, also habe er mal das Internet durchsucht und stieß dabei auf „Kokedama“, Pflanzen in Moos verpackt – eine moderne Technik der japanischen Pflanzengestaltung, ähnlich der bekannten Bonsai-Gartenkunst. Was Simon Posch mit seinen „Mooslingen“ heute macht, ist so viel elaborierter, dass man nicht mal mehr an Zimmerpflanzen denkt. Er bringt jegliche Art von Pflanze zum Schweben. Die Wurzeln in Erdkugeln versteckt, hängen seine Pflanzen-Kunstwerke von der Decke. „Vor einem Jahr wollten die ersten Leute meine Pflanzen kaufen“, erzählt Simon. Seither hat er einen zusätzlichen Job. Simon verkauft die Mooslinge in der Kreativwerkstatt „Wirbraucheneinennamen“ in der Jahnstraße 10 in Dreiheiligen und übers Internet. Wer eine seiner in Moos gepackten Minigärten haben möchte, muss ihm einfach nur schreiben. Was immer gerade da ist, verschickt er mittlerweile auch per Post.
Simon verpackt die Orchidee in Moos. Foto: Michael Obex
So sieht der fertige Moosling aus. Foto: Michael Obex
Die Architektur eines Schmuckstücks.
Sina Neumaier studiert Architektur in Innsbruck. Nebenbei lebt sie ihre Kreativität mit ihrem eigenen Label YOU:REE in Holzschmuck aus. Dass ihre Liebslingsfarben Pastelltöne sind, ist wohl kaum zu übersehen. Vor allem Mintgrün hat es Sina angetan. „Wichtig ist mir bei meinen Designs, dass ich mit klaren Linien arbeite. Vielleicht rührt das ja sogar von meinem Studium her, wer weiß.“, schmunzelt sie. Der Schmuck wird aus Holzfaserplatten hergestellt, meist aus Abfallprodukten von Sägespänen. Die von ihr zuvor in einem AutoCad-Programm gezeichneten Entwürfe werden ausgelasert und dann graviert. Danach bemalt Sina jedes Schmuckstück einzeln von Hand und versiegelt es zum Schutz von Holz und Farbe mit Klarlack. Zu kaufen gibt es Sinas Schmuckstücke ebenfalls in der Kreativwerkstatt „Wirbraucheneinennamen“. Und das hat durchaus System beziehungsweise eine Philosophie: regional produziert und kurze Wege bis zum Nutzer. Ganz im Sinne eines nachhaltigen Bewusstseins und direktem Bezug zum Künstler und Designer.
Sina mag klare Formen und graphisches Design. Foto: Sina Neumaier
Dass Mintgrün eine von Sinas Lieblingsfarben ist, sieht man auf den ersten Blick. Foto: Sina Neumaier
Entdecken kann man in Innsbruck noch vieles mehr: Therese Fiegl verkauft in ihrem Store „Tiroler Edles“ Seifen, Schokolade und Tiroler Handwerkskunst. Ansonsten einfach durch die Gassen flanieren und sich überraschen lassen!
Öffnungszeiten:
Garage Span
Montag bis Freitag: 15:00 – 19:00
Dienstag und Freitag: 11:00-13:00
und nach telefonischer Vereinbarung – Angerzellgasse 4.
„Wirbraucheneinennamen“
Dienstag bis Samstag: 11:00 – 19:00 – Jahnstraße 10. Über die Website könnt ihr auch direkte Anfragen an Sina Neumaier und Simon Posch richten.