Von 22.-30. September 2018 ist die UCI Road World Championships (Rad-WM) in Innsbruck zu Gast. Die besten Rennradfahrer der Welt messen sich in drei Disziplinen mit zwei Zielen: gewinnen und Innsbruck als Finish. Ich habe Thomas Pupp, den Mitinitiator des Events, getroffen.
Foto: Oliver Soulas
Vil Joda: Thomas, was erwartet die Fahrer bei der Rad-WM 2018 in Innsbruck?
Thomas Pupp: Es ist zunächst pragmatischer, als du denkst: acht harte Wettkampftage im Einzelzeit-, Mannschaftszeitfahren und Straßenrennen.
Vil Joda: Wie unterscheiden sich die Bewerbe?
Thomas Pupp: Die Sechser-Teams starten beim Mannschaftszeitfahren, vier der Fahrer müssen das Ziel erreichen. Bei den Einzelzeitfahrten fährt jeder Athlet für sich, Sieger ist jener, der die Strecke am schnellsten zurücklegt. Gleichzeitig starten die Fahrer der Straßenrennen, die mit einer Distanz von 130-280 Kilometer die längsten sind. Der Erste im Ziel gewinnt.
Vil Joda: Welcher ist der spannendste Bewerb für dich?
Thomas Pupp: Zum Abschluss der Rad-WM 2018 gibt es ein Elite-Rennen der Herren mit 5.000 Höhenmetern und 250-280 Kilometern Länge. Start ist Kufstein, Ziel ist Innsbruck mit dem Teilstück über die „Höttinger Höll“ auf die Hungerburg.
Vil Joda: Für jene, welche die Höll (Hölle) nicht kennen: Was erwartet die Athleten?
Thomas Pupp: Mit einer Steigung von 25 Prozent ist die Höll ein Duell mit sich selbst, wie die Streif in Kitzbühel: Nur die Besten kommen runter, in unserem Fall hinauf. Der Stadtteil Hötting ist mit seinen alten Bauernhäusern so etwas wie ein Dorf in der Stadt. Den Fahrern wird das zwar nicht auffallen, weil sie wohl oder übel mit sich selbst beschäftigt sein werden; den Zuschauern wird die Kulisse sicher gefallen. Jedenfalls führt der Weg zum Himmel bei der Rad-WM sprichwörtlich über den Highway to Höll.
Foto: Franz Oss
„Als Chef des Tirol Cyling Teams liebäugle ich schon lange damit, das Event nach Innsbruck zu holen.“
Vil Joda: Du bist einer der Initiatoren und Ideengeber der Rad-Weltmeisterschaft. Wie bist du auf die Idee gekommen?
Thomas Pupp: Die Rad-WM findet das dritte Mal in Österreich statt. Als Chef des Tirol Cyling Teams liebäugle ich schon lange damit, das Event nach Innsbruck zu holen. Tirol Werbung Boss Josef Margreiter ist auch so ein begeisterter Radfahrer wie ich. Nach vielen Gesprächen seit 2012 mit ihm, den Tourismusverbänden und der Politik kam das eine zum anderen und irgendwann der Entschluss: Die Rad-WM 2018 muss nach Innsbruck und damit nach Tirol.
Vil Joda: Was bieten Innsbruck und Tirol als Austragungsort?
Thomas Pupp: Eine wunderbare Landschaft, Berge und damit fantastische Strecken, aber auch eine gelebte Radkultur. Es ist nämlich kein Zufall, dass das Event nach Innsbruck kommt: Die Positionierung als Bike City hat sicher dazu beigetragen; mit Crankworx 2017 konnte Innsbruck bereits Kompetenz als Mountainbike-Hotspot beweisen.
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Vil Joda: Und wie erlebst du die Innsbrucker Radkultur?
Thomas Pupp: Die Bewohner lieben ihr Zweirad. Nach der Arbeit fahren viele schnell noch auf die Alm oder eine Runde mit dem Rennrad, aber auch für den Weg in die Arbeit ist ihnen das Rad wichtig.
„Selbst Innsbrucks lebendige Fahrradkultur könnte noch mehr Rückenwind bekommen“
Foto: Oliver Soulas
Vil Joda: Was erwartest du dir durch die Rad-WM?
Thomas Pupp: Die Medienberichterstattung wird unbezahlbar sein, denn Bike-Fans werden um Innsbruck nicht herumkommen. Selbst Innsbrucks lebendige Fahrradkultur könnte noch mehr Rückenwind bekommen: Kopenhagen war 2011 Austragungsort der Rad-Weltmeisterschaft und ist seither eine der fahrradfreundlichsten Städte geworden. So viele Radwege und -Abstellplätze wie in Kopenhagen hat selbst Innsbruck nicht.
Vil Joda: Zum Schluss eine persönliche Frage: Was bedeutet dir das Radfahren?
Thomas Pupp: Ich liebe den Radsport und wollte am Rennrad meiner Midlife-Crisis davonfahren. Leider habe ich das nicht geschafft. Biken ist für mich so etwas wie eine Dreifaltigkeit: das Rad, die Natur und das Ich. Man muss selbst fahren, das Rad hilft einem selten. Es ist hoch meditativ, man lotet sein Grenzen aus und überschreitet sie. Radfahren ist schön, gesund und macht Spaß.
Auf zur Rad-Weltmeisterschaft 2018
Ich bin auch ein leidenschaftlicher Biker und teile Thomas‘ Meinung: Das meditative Treten entspannt, führt einen ganz nahe zu sich und die Dreifaltigkeit (Trinität) des Radelns ist eine treffende Metapher: Obwohl man in der Natur nicht ganz alleine ist, geht es um einen selbst und das Rad, das bekanntlich nicht von alleine fährt. Schon sind wir beim Wesentlichen: Sich überwinden, weiter machen, wenn es nicht mehr geht, das Ziel erreichen, das man sich gesetzt hat. So entsteht persönliches Wachstum. Rennradfahrer sind lange gewachsen und mussten ihre Grenzen oft überwinden, wahrscheinlich werden sie das auch bei der Rad-WM 2018 in Innsbruck tun, zu der ich nur folgendes wünsche: Eine unfallfreie Fahrt und Kette rechts, der höchste und schnellste Gang am Rad. Ich bin schon gespannt wie die Kette selbst auf die vielen Radler, deren von Ehrgeiz gezeichnetes Gesicht, Freude und Tränen und den Spirit, den auch die Zuschauer mitbringen.
Das sagen unsere Profi-Biker:
„Ich freue mich auf die Rad-Weltmeisterschaft 2018 in Innsbruck und hoffe auf ein gutes Ergebnis. Zeit zum Trainieren ist noch genug, in Region Innsbruck habe ich unendlich viele Trainingsstrecken.“ Stefan Denifl, österreichischer Profi-Radrennfahrer
„Die Rad-WM ist neben der Tour de France eine der bedeutendsten Straßenradrennen der Welt. Highlight ist ein Elite-Rennen mit 5.000 Höhenmetern, das selbst für die Besten eine Hürde sein wird. Radsportfans dürfen sich jetzt schon auf spannendes Rennen freuen.“ Thomas Rohregger, ehemaliger Radrennfahrer.
Fact Box Rad-Weltmeisterschaft 2018
- Datum: 22.–30. September 2018
- Dimension: größte Sommersportveranstaltung Österreichs; nur die Tour de France ist größer
- Offizielle Website der Rad-WM mit Verkehrsinfos und vielen Details: www.innsbruck-tirol2018.com
- Bewerbe: 12 Wettkämpfe in den Kategorien Herren & Damen Elite, Herren & Damen Junioren und Herren U-23 im Einzelzeit-, Mannschaftszeitfahren und Straßenrennen
- Anzahl Teilnehmer: über 1.000 Athleten
- Anzahl Zuschauer: bis zu 400.000 Rennrad-Fans werden erwartet
- Startorte: Ötztal, Hall-Wattens, Alpbachtal Seenland, Kufstein
- TV-Übertragungen: täglich in 150 Länder für ein 200-Millionen-Publikum
- Unterkunft buchen: Zimmer findet ihr auf der innsbruck.info
- Preis: kostenlos für Zuschauer am Streckenrand, Ausnahme Zielbereich. Tickets dafür gibt’s im Shop von Innsbruck Tourismus
- Organisation Rad-WM: Innsbruck Tirol Sports
- Weitere Infos: Rad-Weltmeisterschaft 2018
Thomas Pupp ist einer der Initiatoren der Rad-Weltmeisterschaft 2018 in Innsbruck. Foto: Franz Oss