Der Zoo steht an der Wiege meiner Liebe zu Tirol. Er hat in mir jene Sehnsucht geweckt, die mich heute noch an dieses Land bindet. Den Anstoß dazu hatte dessen legendärer Gründer, Prof. Hans Psenner gegeben. Er schilderte Woche für Woche im Regionalradio Tirol-Vorarlberg diverse Tierarten. Seine Sendung war immer als Spaziergang angelegt, den er mit einer imaginären Schulklasse durch ‚seinen Zoo‘ machte. Angetan hatten es ihm - daran kann ich mich noch gut erinnern - die Geier, ich glaub es waren die Bartgeier. Ich war jedenfalls Stammhörer seiner Sendung.
Didaktisch hervorragend gestaltet
Als ich dann in meiner Studienzeit erstmals jenen Alpenzoo besuchte, den Hans Psenner im Jahre 1962 gegründet hatte, betrat ich eine einzigartige Anlage. Ist doch der Alpenzoo in meinen Augen eine geniale Verbindung einer lockeren, leichten Bergwanderung mit didaktisch hervorragend aufbereiteten Präsentationen von Tieren und Pflanzen. Wenn es ein Beispiel für einen vorbildlichen 'Lehr- und Wanderpfad' bräuchte, es wäre der Alpenzoo. Das ist es offenbar auch, was ihn für Tierfreunde, Familien und Schulklassen so attraktiv macht. Abwechslungsreich und interessant. Und nebenbei mit einer fantastischen Aussicht auf Innsbruck. Die Sahnehaube: Der Zoo ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln vom Marktplatz aus erreichbar.
Der Alpenzoo als ‚Nachzuchtstation‘ alpiner Tierarten
Ich bin ja beileibe kein Anhänger herkömmlicher Zooanlagen. Wenn etwa Löwen, Eisbären und Affen zur Schau gestellt werden gehöre ich nicht zu den Zoobesuchern. Beim Alpenzoo ist das sehr anders. Schon der Gründer Hans Psenner plante, hier jene Geierarten zu züchten, die später dann in den Alpen ausgesetzt werden konnten. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Alpenzoo überhaupt zu einer nicht mehr wegzudenkenden ‚Aufzuchtanlage‘ bedrohter alpiner Tierrassen entwickelt. Tirols Steinbock- und Gämsenrudel sind ohne den Alpenzoo nicht denkbar.
Welch positive und wichtige Ausstrahlung der Alpenzoo auf die Tierwelt in den Alpen hat, konnte ich vor einigen Jahren im Zillertal quasi ‚hautnah‘ erleben. Ich war Zeuge einer Auswilderung von jungen Stein-Gaissen, die die bereits bestehende Steinbockherde ergänzen sollte. Da wurden keine Kosten und Mühen gescheut, um junge Steingaissen bei der Berliner Hütte auszuwildern und den Bestand der Steinböcke im Zillertal zu sichern.
Auch im Winter Hochbetrieb
Wer aber geglaubt hatte, der Alpenzoo würde im Winter weniger besucht, täuscht sich gewaltig. Ich war sehr überrascht, Anfang Jänner so viele Besucher des Alpenzoos zu sehen, die es mit Kind und Kegel genossen, durch die Anlage zu spazieren. Vorbei an den riesigen Volieren für Greifvögel, Rabentiere, Adler und Geier. Während die Gämsen den Besucherstrom quasi routiniert, auf jeden Fall aber seelenruhig beobachten geben sich die Luchse unter Ignorieren der Besucher einem sehr ausgiebigen Fellputzen hin. Auch die Geier scheren sich keinen Deut um die Menschen.
Zum Abschluss meines ausgedehnten Spazierganges durch die alpine Tierwelt besuchte ich noch das neu eingerichtete Museum in der Weiherburg. Dieses schlossartige Gebäude ließ im 15. Jahrhundert ein Schwazer Silbermagnat erbauen bevor es von Sigmund dem Münzreichen erworben wurde. Der wiederum übertrug es Kaiser Maximilian. denn Sigismund war quasi bankrott. Maximilian übernahm von seinem Onkel das Bürglein. Vermutlich nicht ohne Vergnügen, befand sich doch hier ein großer Fischweiher, der dem Gebäude den Namen gab. Und Fische waren bekanntlich neben Gämsen und Steinböcken Maximilians ganz große Passion. Über des Kaisers Fischliebhaberei habe ich diesen Blog verfasst.
Ausstellungsort naturwissenschaftlicher Sammlungen
Nach der Sanierung des Schlösschens hatte das Landesmuseum Ferdinandeum endlich die Möglichkeit, seine naturwissenschaftlichen Sammlungen zu präsentieren. Derzeit läuft noch die Eröffnungspräsentation, die in enger Zusammenarbeit mit dem Alpenzoo entstanden ist. Der Titel „Ex & Neo“ drückt aus, was hier geboten wird. Es ist eine Schau jener Tiere und Pflanzen, die nach der Entdeckung Amerikas bei uns heimisch geworden sind. Mit der Gottesanbeterin oder dem Signalkrebs sind zudem zwei mehr oder minder bekannte, lebende ‚Neo-Tiroler‘ aus nächster Nähe zu bestaunen. Das Museum hat das Zeug, zu einem Fixpunkt im Unterricht Innsbrucker Schulklassen zu werden.
Und so Covid will, wird es noch in diesem Jahr eine neue Ausstellung in der Weiherburg geben. Wie auch immer: ein Besuch des Alpenzoos mit dem Museum gehört zu jenen sinnvollen Freizeitbeschäftigungen, für die ich Innsbruck schon immer so geschätzt habe.
Meine Linktipps:
Der Podcast meiner Kollegin Sabrina mit Alpenzoodirektor André Stadler
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Alm-Freiwilliger in der 'Schule der Alm', Kultur-Pilger, tirol-Afficionado, Innsbruck-Fan.
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