Wenn man an Innsbruck und seine Feriendörfer denkt, dann denkt man an Skifahren, Wandern, Biken und andere sportliche Aktivitäten. Man denkt an den urban-alpinen Raum mit modernen Bauten, gepaart mit alter, traditioneller Architektur.
Ich habe mir überlegt, was könnte ich abseits dieser Dinge in Innsbruck und Umgebung entdecken?
Als eine Freundin von mir von einer Burg am Mieminger Plateau erzählte, war ich doch sehr erstaunt noch nie was davon gehört zu haben, und das, obwohl ich als Fotograf doch sehr viel in unserem Verbandsgebiet herumkomme. Meine Neugier war geweckt und ich dachte mir, es gibt eigentlich viele Burgen, Ruinen und auch Schlösser von denen wir zwar vielleicht schon was gehört haben, aber wirklich wissen tun wir nichts darüber. Ich möchte euch heute ein paar eher unbekannte Bauwerke etwas näher bringen: die Burg Klamm, die Burgruine Hörtenberg, die Burgruine Fragenstein, Anwesen Ferklehen und das Thaurer „Schlössl“.
Dankbar in Begleitung der ortskundigen Freundin begab ich mich als erstes aufs Mieminger Plateau. Unser Ziel war die mir bis dahin gänzlich unbekannte Burg Klamm.
Burg Klamm
Von Mötz aus kann man eine Rundwanderung zur Burg Klamm unternehmen. Diese Route ist sehr empfehlenswert, bietet neben herrlichen Ausblicken auf das Mieminger Plateau und ins Inntal, auch einen sehr schönen Wasserfall. Wir wählten diesen Weg aus, da wir gut das Auto in Mötz parken konnten und der Weg wieder hierher retour führte ohne den gleichen Weg retour gehen zu müssen.
Der Weg führt durch die Klamm, am Wasserfall vorbei, hinauf zur Burg. Die Burg ist sehr gut sichtbar, vorausgesetzt man weiß wo sie steht. Wenn man von Mötz aufs Mieminger Plateau kommt liegt sie im Wald, hoch oben auf einem Felsen über der Klamm. Durch die doch eher ein wenig versteckte Lage ist sie ziemlich unbekannt.
Die Burg wurde von den Augsburger Bischöfen erbaut und der erste Bewohner war Anshalm von Clamme, urkundlich erstmals 1250 erwähnt. Seit 1957 ist die Burg Klamm in Privatbesitz von Emil Mauritz Hünnebeck und seiner Frau Ameli aus Hösel bei Düsseldorf. Die beiden sanierten die Burg komplett und stellten den ursprünglichen Zustand wieder her. Die Burg ist nicht öffentlich zugänglich, der Blick auf die Burg dank ihrem tollen Standort hoch oben über der Klamm ist dennoch sehr sehenswert. Ein kurzer, nicht wirklich anstrengender Ausflug, jedoch sehr lohnenswert.
Burgruine Hörtenberg
In der Gemeinde Pfaffenhofen bei Telfs findet man eine weitere Ruine. Die Burgruine Hörtenberg liegt auf einer Anhöhe über dem Ort und ist vom Inntal gut sichtbar. Die Ruine, die auch Pfaffenhofener Schlössl genannt wird, wurde 1239 das erste Mal urkundlich erwähnt. Sie war damals im Besitz des Grafen von Eschenlohe und ist nach der gleichnamigen Grafschaft Hörtenberg benannt. 2007 kaufte die Gemeinde die Ruine aus Privatbesitz ab und begann den stark vernachlässigten Bau zu sanieren und das stark zugewachsene Gelände auszuholzen. Die Ruine, neben der auch eine kleine Kapelle steht, ist in den Sommermonaten besuchbar und kann auch für Veranstaltungen angemietet werden.
Hörtenberg ist leicht von Pfaffenhofen erreichbar. Viele Wege führen nach oben und sind gut beschildert. Ich habe die Ruine in einer klaren Vollmondnacht besucht und euch das folgende Foto mitgebracht.
Burg Fragenstein
Die Burg Fragenstein ist sicher schon jedem aufgefallen. Sie thront hoch über Zirl und liegt am Fuße des Zirler Bergs. Die Burg wurde Anfang des 12. Jahrhunderts von den Grafen von Andechs errichtet. Grund der Errichtung war die Sicherung vom Wegzoll. Der Weg über den Seefelder Sattel war eine wichtige Route des Salzhandels. Zusätzlich war die Burg auch Gerichtsstand, worauf auch der Name zurückzuführen ist. Unter dem Wort „Frag“ bezeichnete man damals ein Verhör.
Zur Ruine wurde die Burg Fragenstein im Kampf der Tiroler gegen die Bayern 1703. Als die Tiroler der Übermacht nicht mehr standhalten konnte, wurde die Burg gesprengt. Eine Ruine ist die Burg Fragenstein seit 1777. Heute ist die Burg saniert und der Turm im Besitz der Familie Kuen, die das Gemäuer bereits 1843 erworben hat. In den 70er Jahren konnte die Burg endgültig durch den Österreichischen Burgenverein fertigsaniert werden. Der Rest der Ruine gehört der Gemeinde Zirl.
Ein wunderbarer Höhenweg führt von Zirl aus an Fragenstein vorbei. Vorbei am Eingang der Ehnbachklamm geht es unterhalb des Kalvarienbergs auf einem schönen Höhenweg leicht bergauf bis zur Ruine. Am Weg liegt ein Kriegerdenkmal, von dem man wunderbare Blicke auf Zirl und die umliegenden Berge, wie den Kalkkögeln, hat. Meine Empfehlung ist die Kaiser-Max-Grotte, die Ehnbachklamm und die Burg Fragenstein bei einem ausgiebigem Sonntagsspaziergang zu besuchen.
Ansitz Ferklehen
Unweit von Unterperfuss findet man dieses kleine Schloss mit dem Namen Ferklehen. Es liegt jedoch auf dem Gemeindegebiet von Ranggen. Der Name leitet sich von Fergen ab. Fergen sind damals die Fährmänner gewesen, die die Fähre am unweit entfernten Inn nach Zirl betrieben haben. Nach dem Bau der Zirler Brücke 1482 dienten die Fergen auch als Eintreiber der Brückenmaut. Das Mautgeschäft war derart lukrativ, dass im Zuge dessen an diesem Standort aus dem Fährhaus ein schöner gotischer Ansitz entstand. Später diente es den Landesfürsten als Jagdschloss, ideal am wildreichen Wald gelegen. Heute ist der Ansitz in Privatbesitz und wird auch liebevoll „Unterperfer Schlössl“ genannt.
Burgruine Thaur
Die Burg Thaur stammt aus dem 11. Jahrhundert. Thaur war damals, aufgrund zahlreicher Salzquellen und als Lager des im Halltal gewonnenen Salzes, ein bedeutender Ort. Graf Andechs aus Bayern, der Stadtgründer von Innsbruck, ließ die Burg erbauen. Nach Andechs waren verschiedene Grafen von Tirol im Besitz der Burg und bauten diese kontinuierlich und prunkvoll aus. Man munkelt, dass die Burg die schönste des ganzen Inntales war. Durch ein Erdbeben im Jahre 1670 wurde die Burg größtenteils zerstört. Am besten erhalten ist der mächtige Torbogen.
Heute wird die Ruine restauriert, ist jedoch auf eigene Gefahr begehbar. Von Thaur aus führt ein Wanderweg hinauf zur neben der Ruine gelegenen Romediuskirche. Der Ausblick von hier ist grandios und sehr empfehlenswert. In den Sommermonaten ist die Ruine auch oft Kulisse für Theateraufführungen.
Das Thaurer „Schlössl“ wie es auch liebevoll genannt wird, kann man ganz einfach von der Thaurer Ortsmitte erreichen. Öffentliche Verkehrsmittel sind somit eine gute Wahl, das Parkplatzangebot ist begrenzt, da hier auch der Weg auf die Thaurer Alm vorbeiführt.
Neben den vielen geschichtlichen Informationen sind diese Ruinen und Burgen sehr schöne Ausflugsziele in der unmittelbaren Umgebung und tolle Fotomotive. Vielleicht konnte ich den einen oder anderen von euch animieren euch etwas davon anzusehen. Es lohnt sich auf alle Fälle, tolle Fotos und Erlebnisse sind garantiert und vor allem sind die Ruinen alle sehr leicht erreichbar.
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Berufsfotograf aus Innsbruck, Naturmensch und Tierliebhaber.
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