Bei wem sorgt eine Jungfrau für eisige Schauer? Bei welcher Orgel legt mit Sicherheit kein Instrumentenbauer je Hand an? Und bei wem klackert’s beständig im hinteren Stübchen? 111 Gelegenheiten, Innsbruck ganz neu zu erleben, beschreibt Susanne Gurschler in ihrem Buch „111 Orte, die man in Innsbruck gesehen haben muss“.
Die Autorin ist querfeldein gewandert, hat sich berichten lassen und hat im Buch natürlich auch alles fotografisch festgehalten. Foto: Tamara Kainz
Ich treffe Susanne im Waltherpark auf der „anderen Seite des Inns“. In dem Teil Innsbrucks, wo sich normalerweise nicht ganz so viele Besucher hin verirren, gibt es viel zu entdecken. Der Dürer-Blick etwa offenbart die Skyline von Innsbruck aus einer ganz wunderbaren Perspektive. „Und die Geographensäule würde ebenfalls mehr Beachtung verdienen. Nicht nur bei Geografen“, sagt Susanne, während sie da wie dort für ein paar Fotos posiert.
Susanne Gurschler – hier beim so genannten „Dürerblick“ – ist Autorin und Journalistin aus Leidenschaft. Foto: Tamara Kainz
Denkmäler, Plätze, geheime Orte, interessante Personen, Kurioses und Originelles finden sich in Susannes neuestem Werk „111 Orte in Innsbruck die man gesehen haben muss“. Die Freie Journalistin und Autorin bloggt unter anderem auch für den Tourismusverband Innsbruck. Susanne stammt eigentlich aus dem Südtiroler Schnalstal, und kam im Zuge ihres Germanistik-Studiums Ende der 1980er Jahre nach Innsbruck. „Die Stadt hat mir sofort extrem gut getaugt und ich habe mich sehr schnell sehr wohl gefühlt. Hier hat man einfach alles, was man braucht“, erklärt sie ihr Bleiben. Wie wahr!
Wichtig war der Autorin Dinge zu beschreiben, die nicht jeder kennt, wie im Bild die Geographensäule, die im Waltherpark ein etwas trauriges Dasein fristet. Foto: Tamara Kainz
Neben den Bergen, dem Kochen und Fotografieren ist vor allem das Schreiben ihre große Leidenschaft. Da lag es fast auf der Hand, dass Susanne sich auch in dieser Hinsicht mit ihrer Wahl-Heimat auseinander setzt. Wie ich beobachte, sind es übrigens oft die so genannten „Zuagroasten“, die sich intensiver mit ihrem auserkorenen Lebensort befassen, als wir Einheimischen es tun. In Susannes Fall so intensiv, dass daraus ein tolles Buch entstanden ist.
Von Stadtgeschichte bis Architektur
Schwer habe sie sich nicht getan, 111 Orte in der Tiroler Landeshauptstadt zu finden, die einer Erwähnung im Buch würdig sind, hält Susanne fest. Es sei sowieso ihr Stil, bewusst durch die Stadt zu gehen. Denn: „Im Kleinen offenbart sich oft das Besondere, im Unscheinbaren nicht selten Großartiges“. Die Ausbeute ihrer Streifzüge durch Stadtteile, Straßen und Gassen kann sich sehen lassen!
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Die Eisorgel spielt winterliche Wassermusik.
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Das Babalon schreibt Geschichten an der Bar.
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Die Geigenbauerin. Fotos: Susanne Gurschler
Vermeintlich Alltäglichem oder manchmal auch gut Verstecktem verleiht die Autorin die Anerkennung die es eigentlich verdient. Einem Bahnviadukt, einer Eisenbahnbrücke, speziellen Brunnen oder alten Schildern zum Beispiel. Alteingesessenen Gasthäusern und bemerkenswerten Gebäuden – nicht nur dem höchsten und dem kleinsten Haus Innsbrucks. Inschriften, Luftschutzstollen und charakteristischem Handwerk; die Aufzählung ließe sich lange fortsetzen.
Wobei die Innsbrucker Version schon das zweite Werk ist, das Susanne für die im emons-Verlag erscheinende Serie „111 Orte“ verfasst hat. Den Auftakt machte vor einigen Jahren „111 Orte in Tirol, die man gesehen haben muss“. „Das war genau meins und deshalb war klar, wenn ich Tirol mache, mache ich auch Innsbruck“, erzählt Susanne, als wir uns für einen Kaffee in einem der netten Restaurants hinter der Markthalle niedersetzen.
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Das Österreichische Weltraum Forum.
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Mysteriöse Zeichen in der Totenkapelle.
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Zerbröselndes Bahnviadukt. Fotos: Susanne Gurschler
Also hat sie wieder persönliche Lieblingsorte aufgelistet und durch Tipps von Freunden und Bekannten ergänzt. Hat monatelang Recherche betrieben, in staubigen Archiven gewühlt und interessante Menschen besucht.
Streifzug quer Beet
Zusammen gefasst offenbart der Blick in die Hinter- und Innenhöfe, in die wenig bekannten Ecken und verborgenen Winkel in der Tat Großartiges. „Ich hoffe, mein Buch inspiriert und motiviert, mit wachem Blick durch Innsbruck zu flanieren, offen zu sein für die Besonderheiten und Schönheiten der Stadt“, lädt Susanne alle ein, den Lesestoff auch selbst zu erleben. Eine wie auch immer geartete Empfehlung für die „besten Sehenswürdigkeiten abseits der gängigen Sehenswürdigkeiten“ abzugeben, fällt uns beiden schwer. Immerhin könnte die inhaltliche Bandbreite in „111 Orte in Innsbruck“ nicht breiter gefächert sein und Geschmäcker sind nun mal verschieden.
Susanne weiß von Interessantem in verborgenen Winkeln zu berichten. So manche Besonderheit ist auf den ersten Blick eben nicht ersichtlich. Fotos: Tamara Kainz
Zu den Lieblingsplätzen der Autorin gehören jedenfalls die Eisorgel in der Sillschlucht, die allerdings nur in der ganz kalten Jahreszeit winterliche Wassermusik spielt, die Unterführung in Wilten hin zur Feldstraße, „die erinnert mich an meine Studienzeiten“ und das altehrwürdige Amraser Schwimmbad, das beeindruckende Geschichten zu berichten hat. „Man lernt nie aus“, denke ich mir, obwohl ich schon durch die Sillschlucht gewandert und im schönen Amraser Schwimmbad ein paar Längen geschwommen bin. Damals jedoch noch nichtsahnend, welch sprungreiche Geschichte der nunmehrige Uhrturm im Bad in sich trägt. Geschweige denn, was sich darunter abspielt. Interessant!
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Selles Bar: In Upcycling-Ambiente Cocktails schlürfen.
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Der Luftschutzstollen erinnert an weniger glanzvolle Zeiten.
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Das Wartehäuschen am Ende der Bahn. Fotos: Susanne Gurschler
Auch diese Tipps sind im Buch „111 Orte in Innsbruck die man gesehen haben muss“ mit einem kompakten Infotext samt Foto beschrieben. Außerdem sind selbstverständlich auch wichtige Details wie Adresse, Busverbindungen und Öffnungszeiten angeführt. Und: Zum eigentlichen Tipp gibt es stets noch einen weiteren Tipp für einen lohnenswerten Abstecher „wenn man schon in der Gegend ist“. Viel Spaß auf eurer Entdeckungstour!