Ich sitze direkt am Fenster über dem Flügel. Die Maschine rollt über den Taxiway zur Startbahn. Die Passagiere sind ruhig, manche erfreut, manche haben Respekt, manchen ist mulmig, die Stimmung aber dennoch euphorisch. Jeder der schon mal im Flugzeug gesessen, ist kennt es. Langsam erreichen wir den Wendepunkt am Ende der Landebahn. Die Maschine steht nun da, startbereit, die Triebwerke heulen auf, alles wackelt und sobald der Pilot die Bremsen löst werden wir in unseren Sitz gedrückt. Das Terminal auf einer Seite, die Kranebitter Allee auf der anderen Seite, alles zieht wie im Zeitraffer an uns vorbei und wir heben ab und aus der Angespanntheit wird erstaunen. Der Patscherkofel und die Gipfel der Nordkette, auf denen Wanderer gerade ihre Jause essen, ziehen an uns vorbei. Wie schön es doch ist in Innsbruck zu starten, die Kulisse ist atemberaubend.
Wie oft sind wir hier schon entlang spaziert und haben alles von außerhalb des Zauns beobachtet und genau diese Kulisse macht unseren Flughafen für Aviatik-Fanatiker und Spotter so interessant. Was ist ein Spotter? Ihr habt sie sicher schon gesehen, bei euren Spaziergängen rund um den Flughafenzaun. Bei jedem Wetter, zu jeder Jahreszeit sind die Flugzeugfreunde zu sehen. Spotter werden Leute genannt die Flugbewegungen beobachten. Manche mit dem Fernglas, manche nur mit freiem Auge, der Großteil hat jedoch immer seine Kamera dabei und hält jede Bewegung fest.
Die Boeing 757 von Monarch beim Start in die Abendsonne. Die 757 ist das derzeit größte Flugzeug in Innsbruck. Foto: Danijel Jovanovic
EasyJet beim Start Richtung England. Der LowCoster verbindet Innsbruck mit London Gatwick, London Luton und Bristol. Foto: Danijel Jovanovic
Innsbruck bietet eine einzigartige Kulisse für dieses Hobby und ist in der Szene als einer der „Must“-Airports bekannt, vor allem im Winter, wenn die Flugbewegungen aufgrund des Wintertourismus inmitten der Alpen stark zunehmen. Dass der Flughafen im Tal liegt, umringt von Bergen auf allen Seiten, verlangt, dass Piloten eine eigene Lizenz benötigen, um hier landen zu dürfen. Der immer wieder auftretende, böige Südföhn tut sein übriges. Den Spotter freuts, da dadurch immer spannende Motive entstehen.
Solche Stimmungen lassen mein Luftfahrtfotografenherz höher schlagen. Foto: Danijel Jovanovic
Viele Spotter reisen extra für dieses Erlebnis an. So konnte ich, selber leideschaftlicher Spotter und Luftfahrtfotograf, schon andere Enthusiasten aus weit entfernten Ländern kennenlernen. Sogar einem Australier, den ich mal entlang des Zaunes traf, ist unser Flughafen inmitten der Alpen bekannt. Fans aus Italien, der Schweiz und aus Deutschland trifft man sowieso immer.
Tolle Wetterstimmungen in der alpinen Umgebung. Diese Boeing 737 von Jettime im Steigflug Richtung Kopenhagen. Foto: Danijel Jovanovic
Was ist aber nun das Spotten genaü Spotten heißt auf Englisch soviel wie beobachten. Deshalb nennt man Leute die Flugzeuge beobachten so. Beim Spotter selber unterscheidet man zwischen jenen, die nur beobachten und zum Beispiel die Flugbewegungen notieren, und denjenigen, die fotografieren. Bei den Fotografen gibt es dann auch noch Unterschiede. Manche versuchen das Flugzeug perfekt mit der Umgebung abzulichten, achten auf tolle Lichtstimmungen und anderen ist es wichtig das Flugzeug aus Dokumentationszwecken abzulichten, möglichst im 90° Winkel von der Seite mit gut sichtbarer Kennung (quasi das Kennzeichen des Flugzeugs). Im Grunde ist es eine Sammelleidenschaft, wie bei Briefmarken. So gibt es bei den Flugzeugen auch besondere Maschinen, mit speziellen Lackierungen. Diese sind besonders begehrt.
Eine echte Rarität mittlerweile ist diese russische Yakovlev Yak 42. Hier spektakulär ins Tal drehend vor dem Rosskogel – Foto: Danijel Jovanovic
Was macht Innsbruck für Spotter so spektakulär? Es ist unsere unschlagbare Kulisse, die auch mich, immer und immer wieder zum Airport zieht um zu fotografieren. Die Nordkette als Hintergrund macht einfach ein wunderschönes Motiv, egal ob im Winter oder im Sommer. Auf der anderen Seite haben wir auch den Inn. Hier fliegen die Maschinen von Westen an und nur ein paar Meter über unsere Köpfe hinweg. Man kann am Inn-Strand sitzen, kann fotografieren und beobachten.
Der Retro-Airbus von Austrian Airlines ist ein beliebtes Motiv – Foto: Danijel Jovanovic
Der Innsbrucker Flughafen weiß um die Beliebtheit auch weit außerhalb unserer Region und ist den Fans dieses Hobbies sehr freundlich gesinnt. So ist Innsbruck der einzige Flughafen Österreichs, der eigene Löcher im Flughafenzaun geschaffen hat. Hier kann man bequem das Objektiv der Kamera ansetzen und ohne den störenden Zaun fotografieren.
S7 Airlines verbindet Moskau direkt mit Innsbruck. Foto: Danijel Jovanovic
Die Besucherterasse ist auch sehr beliebt. Sie bietet uneingeschränkte Sicht auf das Vorfeld mit den parkenden Flugzeugen. Hier ist man sehr nahe am Geschehen und gerade für Familien mit Kindern ein schöner Ort für ein kurzweiliges Erlebnis. So hört man oft rund um das Terminal den Satz „Gemma Flieger schauen“. Die Terasse macht es für jedermann möglich und ist von früh bis spät durchgehend und kostenlos zugänglich.
Der Anflug über die Sandbank in Innsbruck – Sonne genießen direkt am Inn, Flugzeuge schauen oder fotografieren – ein Erlebnis für Groß und Klein. Hier mit Spotterfreunden aus Malta, die extra wegen der Kulisse eingeflogen sind. Foto: Danijel Jovanovic
Vielleicht landet oder startet ihr auch bald wieder am Flughafen Innsbruck. Dann schaut doch aus dem Fenster, ihr werdet sicher den ein oder anderen Spotter entlang des Zaunes sehen, der gerade eurer Flugzeug geknipst hat.
Da schlägt das Spotterherz höher: Formation der Douglas DC-6 und der B-25 im Hintergrund. Hier zu sehen beim Flughafenfest am Nationalfeiertag 2015. Foto: Danijel Jovanovic
Na dann, fasten your seatbelts, guten Flug, und den Spottern allzeit gutes Licht.